Wie kamen Sie und Ihre Kollegin Anna Alex auf die Idee zu Outfittery?
Julia Bösch: Inspiriert wurden wir von einem Freund, der in New York einen Personal Shopper gebucht hat. Er war noch nie so gut angezogen. Wir dachten uns: Das ist es.
Für unsere Leser: Wie funktioniert Outfittery?
Wir lernen den Kunden kennen. Dafür muss er online unter anderem Fragen wie „Was tragen Sie in der Freizeit oder bei der Arbeit? Wie alt fühlen Sie sich?“ beantworten. Auf dieser Basis suchen wir aus unseren 150 Stylisten denjenigen aus, der am besten zum Kunden passt. Dann stellen wir eine Box zusammen, die aus rund zehn Teilen besteht, also zwei Outfits. Das, was dem Kunden gefällt, kann er sich zum Ladenpreis behalten. Wir können uns diesen Service leisten, weil wir keine Geschäftslokale haben.
Beim Stylisten-Team sind die Frauen eindeutig in der Überzahl. Lassen sich die Herren lieber von ihnen beraten?
Wir sehen schon, dass Frauen sehr gerne Männer einkleiden. Es ist aber auch vom Kunden abhängig.
Welche Ausbildung haben die Stylisten?
Sie kommen entweder aus dem Einzelhandel und kennen sich bei Fragen, wie welche Schnitte zu welchen Körperformen passen, aus. Oder sie haben Modedesign studiert. Das bedeutet, dass sie unter anderem Experten in Sachen Materialien sind.
Warum können sich viele Männer so gar nicht mit dem Kleidungskauf anfreunden?
Ich denke, dass die Vielfalt das Problem ist. Das ist aber nicht nur bei den Männern so. Wenn man in ein Geschäft geht oder in Online-Shops surft, hat man ja Tausende Optionen. Wenn man ein blaues Hemd sucht, bekommt man 2000 verschiedene. Aber welches ist das richtige für mich? Viele sagen dann eben, da kaufe ich besser gar nichts, bevor ich mir diese ewige Sucherei antue. Wir machen es genau andersherum, wir lernen erst den Kunden kennen und dann stellen wir ihm nur das vor, was zu ihm passt und was ihn am besten aussehen lässt.
Also ist Beratung mehr denn je ein großes Thema.
Absolut, wir sehen sehr stark, dass das etwas ist, was die Kunden schätzen.
Sie und Anna Alex waren Freundinnen, die sich in der Arbeit beim Online-Versand Zalando kennengelernt haben und später zu Geschäftspartnerinnen wurden. Wie schafft man den Spagat zwischen Freundschaft und Geschäftlichem?
Das meistert man, indem man eine sehr gute, sehr stabile Basis hat, weil wir uns ja vorher schon gut kannten, und indem man einfach total offen und direkt miteinander ist. Das ist, denke ich, unser Geheimnis.
Bei Ihnen sind aber auch in den oberen Etagen sehr viele Frauen vertreten.
Wir haben im Management-Team und Aufsichtsrat über 50 Prozent Frauen, was sehr außergewöhnlich ist. Darauf sind wir auch stolz. Wir sehen einfach - und das ist wohl so, weil wir zwei Gründerinnen sind -, dass wir einfach extrem starke Bewerbungen von starken Frauen bekommen. Es hat nichts mit einer Quote zu tun, die wir erreichen wollen. Der Schlüssel liegt darin, auch mit den handelnden Personen an sich, zu signalisieren, hier ist ein toller Ort und eine tolle Wirkungsstätte für starke Frauen.
Ihr Wunschkandidat für ein Umstyling wäre ...?
Toni Polster, den würden wir uns gerne einmal vornehmen. Das ist ein Aufruf: Er soll sich melden.