Wenn der Sommer endet, beginnt die Zeit der großen Volksfeste, wie z.B. das Münchener Oktoberfest. Doch die richtige Kleidung dafür zu finden, das ist besonders für Fest-Neulinge gar nicht so einfach: Muss man etwa wirklich ein Dirndl tragen? Welches Design ist angesagt? Wie lang sollte die Dirndlschürze ausfallen? Und was trägt man eigentlich dazu? Expertinnen und Experten beantworten die wichtigsten Fragen.
Welche Dirndl sind dieses Jahr angesagt?
Ob Blau, Rot, Grün oder Schwarz: unifarbene Dirndl, also Dirndl, die bei Kleid und Schürze auf eine einheitliche Farbgebung setzen, sind dieses Jahr angesagt. Aber auch wer zum orangenen Rock und zur pinken Schürze greift, macht laut Personal Shopperin Sonja Grau aus dem bayerischen Senden heuer nichts verkehrt - im Gegenteil.
Und bei den Materialien? Da haben Leinen-Baumwoll- oder Leinen-Seide-Gemische die Nase vorn. Bei der Dirndl-Länge sollte man laut Grau je nach Körpergröße eine 70er- oder 80er-Länge wählen. Das heißt: kurze Mini-Dirndl sind eher nicht angesagt. Und: „Die Dirndlschürze sollte nicht zu kurz und nicht zu lang sein.“ Am besten endet sie Grau zufolge ungefähr zwei Zentimeter oberhalb des Rocksaums, damit der Stoff des Dirndls noch sichtbar ist.
Welche Schuhe und welche Tasche trägt man zum Dirndl?
Pumps, Ballerinas, Sandalen, Schnürstiefeletten, Western-Boots oder Sneaker: All das, sagt Sonja Grau, ist möglich. Am Ende sollte sich die Trägerin vor allem gut in ihrem Schuhwerk bewegen können.
Praktikabilität - das ist auch bei der Wahl der Tasche entscheidend: „Bevorzugt ist ein kleines Täschchen, welches man am besten am Körper trägt, sprich eine kleine Umhängetasche oder zum Beispiel auch eine Bauchtasche.“ Am besten mit Reißverschluss, damit man seine Sachen sicher bei sich behält.
Ist es etwa zu frisch, um nur Dirndl zu tragen, kann man Janker, Cardigan, Jeans- oder Lederjacke dazu kombinieren. Es gehe aber zum Beispiel auch eine Stola oder ein Schal mit Fransen.
Welche Frisuren und Accessoires passen gut zum Dirndl?
Zur Tracht passen laut der Personal Shopperin aus Bayern am besten „aufgeräumte“ Frisuren: Flechtfrisuren, ein Pferdeschwanz oder ein Dutt. Wer die Haare dennoch offen tragen will, kann zum Beispiel zum Haarreif greifen.
Und bei den Kopfbedeckungen? „Trachtenhut, Fascinator oder Haarreif, das ist einerlei“, so Grau. „Alberne Wiesn-Kopfbedeckungen“ sind für Sonja Grau allerdings ein No-Go. Mit Blick auf Schmuck machen sich Trachten- oder Perlenschmuck gut zum Dirndl. Bettelarmbänder oder gewöhnlicher Gold- oder Silberschmuck sind ebenfalls keine schlechte Wahl.
Muss man auf Volksfesten überhaupt eine Tracht tragen?
Müssen tut man das natürlich nicht. Für die Personal Shopperin ist das Tragen ganz normaler Kleidung aber tatsächlich ein No-Go. Ein paar Trachtendetails - wie zum Beispiel ein Trachtenhemd - sollten es für sie mindestens sein.
Kulturwissenschaftlerin Simone Egger von der Universität des Saarlandes sieht das etwas anders. Sie sagt, das Tragen von Dirndl und Lederhose auf heutigen Volksfesten ist ein kulturelles Phänomen, das es noch gar nicht so lange gibt. „Das war etwas ganz Neues zu Beginn der 2000er-Jahre.“ Damals habe eine relativ junge Generation damit begonnen, sich Trachten zu kaufen und in ihren Style einzubauen. Trotzdem ist sich Egger sicher, „dass die Personen auch dazugehören dürfen, wenn sie das nicht tragen.“
Und wie sieht es bei den Männern aus?
Ihnen rät Personal Shopperin Sonja Grau zu kurzen, das Knie umspielenden Lederhosen aus Hirsch- oder Veloursleder. Dazu passt zum Beispiel ein weißes Hemd mit Trachtenknöpfen. Aber auch karierte Hemden können gut dazu getragen werden. Bei den Schuhen sind traditionelle Haferlschuhe eine gute Wahl - also seitlich gebundene Schuhe aus der Alpenregion. Haben Sie nicht? Auch moderne Sneaker gehen. Klassische Büroschuhe sind für Sonja Grau hingegen ein No-Go.
Und wenn das Dirndl nach der Wiesn eine Wäsche nötig hat?
„Meistens kann man die Blusen und die Schürzen in der Maschine waschen“, sagt Reinigungsexperte Bernd Glassl vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW). „Beim Dirndl selber kommt es auf den Stoff an, nicht alle Materialien sind waschbar.“ Wichtig in jedem Fall: die Textilpflegeetiketten beachten.
Und noch ein Tipp: Wenn das Dirndl für die Feinwäsche gedacht sei, „dann sollte man die Waschmaschine höchstens zu 25 Prozent der maximalen Beladungsmenge füllen“, rät Glassl. Das sei insgesamt schonender.