Stell dir vor, es ist Fashionweek und keiner geht hin. Wird nicht passieren, wie man dieser Tage gesehen hat. Die schillernde Modeindustrie tut sich schwer, aus dem Glitzermodus in den Ernstfall zu wechseln. In Mailand hat Giorgio Armani kurzfristig nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine seine Show nicht abgesagt, aber die Musik abgedreht. In Paris beeilte man sich, die Instagram-Kanäle blau-gelb einzufärben, aber auf die Shows und den Andrang der Fashionistas hatte das keine Auswirkungen.

Nur einer hat die Konzeption seiner Show, die ursprünglich auf den Klimawandel zugeschnitten war, ganz auf die aktuelle Lage umgemünzt: Balenciaga-Kreativchef Demna Gvasalia (40). Er schickte seine Models in eine gläserne Arena, wo sie gegen einen Schneesturm ankämpfen mussten. Das könnte man jetzt zynisch interpretieren, aber Gvasalia hat die Härten eines Krieges am eigenen Leib erfahren. Der gebürtige Georgier musste mit zwölf Jahren vor dem Bürgerkrieg mit seinen Eltern nach Deutschland fliehen.

Eine Erfahrung, die ihn zum „ewigen Flüchtling“ gemacht habe, wie er im Begleittext zur Show schrieb: „An dieser Show zu arbeiten, war unglaublich schwer für mich, weil in einer Zeit wie dieser verliert Mode seine Relevanz.“ Die Show abzusagen, hätte jedoch geheißen, das Böse siegen zu lassen. Künstlerin Eliza Douglas, eine Freundin Gvasalias und fixes Mitglied im Balenciaga-Modezirkus, hat, wie viele andere auch, ihr Salär der Fashionshow gespendet. Auch Gigi Hadid, eines der meist gebuchten Models des zu Ende gegangenen Modereigens, hat ihre Einnahmen an Hilfsorganisationen für die Ukraine und Palästinenserorganisationen – ihr Vater wurde in Nazareth geboren – gespendet. Hadids Botschaft auf Instagram: „Am Ende bezahlen Unschuldige den Krieg mit ihrem Leben – nicht die Führer.“