Corona hat neue Lebewesen hervorgebracht: „Lockdown-Tiere“ – nur wegen oder während der Pandemie angeschafft und nach relativ kurzer Zeit wieder verstoßen. Tierheime landauf, landab können ein leidiges Lied von diesem Missbrauch als streichelweicher „Pausenfüller“ singen. Allein beim Aktiven Tierschutz in Graz hat sich im Dezember die Zahl der abgegebenen Hunde im Vergleich zu 2020 fast verdreifacht. In Kärnten klagen die Tierheime seit Beginn der Pandemie über notorische Aus- und Überlastung. Diese vierbeinigen, gefiederten oder geschuppten Waisen sind meist Folgen einer unbedachten Annäherung und Entscheidungsfindung in Sachen „Haustier“. Gerade auch wenn die Tiere eigentlich als Alltagsbegleiter von Kindern gedacht und angeschafft wurden, können schon im Vorfeld grobe Fehler passieren.
Es beginnt schon bei der Grundfrage: Welches Tier ist für welches Kind geeignet? Das hängt nicht nur vom Platzangebot, dem zur Verfügung stehenden Zeit- und Geldbudget, Alter und der individuellen Reife des Kindes ab, sondern auch vom Charakter und den Vorlieben des Nachwuchses. Wird am liebsten beobachtet, eignen sich Vögel, kleine Mäuse oder Echsen für ältere Kinder durchaus. Grundsätzlich handelt es sich bei dieser Art von Tieren aber nicht um Kuscheltiere oder Spielkollegen. Dazu kommen im Fall von Reptilien gesetzliche Meldepflichten. Auch Meerschweinchen und Kaninchen sind nur bedingt geeignet, da es sich in der freien Natur um Beutetiere handelt: Packt man sie mit der Hand, um sie zu streicheln, kommt das für das Tier einem Angriff gleich: Sofern es das nicht von klein auf kennt und gewöhnt ist, kann es in Schockstarre verfallen. Die Regungslosigkeit in so einer Situation ist also nicht dem Genuss, sondern der (vermeintlichen) Gefahr geschuldet.
Klaus Höfler