Ein strengerer, durchgetakteter Alltag als jener von Elizabeth Holmes ist kaum vorstellbar. „4 Uhr morgens: Aufstehen und Gott danken. Die meisten Dinge sind nicht logisch“, schrieb die Gründerin des Medizintech-Unternehmens Theranos einmal als ersten Programmpunkt auf einen Notizzettel des legendären Raffles Hotel in Singapur. Es folgen genaue Anweisungen für die Gestaltung der folgenden Stunden, von der Sportroutine (4:45 bis 5:20 Uhr), Körperpflege („Umziehen, Duschen, Rasieren, Perfektionieren“), Essen (Banane zum Frühstück, Brokkoli und Quinoa zum Abendessen) bis hin zu Verhaltensanweisungen und Tipps zur Körperhaltung („Ich bin nicht impulsiv“, „Ich spreche selten, und wenn dann klar und deutlich“, „Meine Hände sind immer in meinen Taschen oder ich gestikuliere.“). Geholfen haben Holmes diese Mantras nicht. Am Dienstag wurde die ehemalige Silicon-Valley-Milliardärin des Betruges schuldig gesprochen, Theranos, die Firma, die mit dem Versprechen angetreten ist, bereits mit einer geringen Menge Blut zahlreiche medizinische Tests vornehmen und traditionelle Labore abzulösen, existiert nicht mehr.