Der Tod ist institutionalisiert, kaum ein „Tatort“, der nicht zum Tatort wird. Wer vor dem Bildschirm sitzt, der hat sich an das Morden gewöhnt. Auch, weil das Umfeld meist passt: eine aggressive Stimmung, ein dunkles Umfeld, ein Raubüberfall. Doch wenn das Umfeld kitschig pastellfarben ist und überdimensionierte Spielplatzgeräte herumstehen, dann zucken selbst die Hartgesottenen zusammen: ein Kopfschuss, ein zweiter Kopfschuss, ein dritter Kopfschuss. Gestorben wird hier im Akkord. Die Netflixserie „Squid Game“ des südkoreanischen Regisseurs Hwang Dong-hyuk hat ab September die Karten auf der Suche nach dem nächsten Serienhit neu gemischt. Allein in den ersten vier Wochen nach dem Staffelstart haben weltweit 142 Millionen Haushalte zumindest reingeschaut.
465 Menschen von Jung bis Alt sind so hoch verschuldet, dass sie keinen anderen Ausweg sehen, außer in umfunktionierten Kinderspielen um 33 Millionen Euro Preisgeld zu spielen. „The Winner Takes It All“ wussten schon Abba zu singen, was am Ende des Tages auch heißt: Der Rest verliert sein Leben. Da hilft kein Bitten und Betteln, die Wettschuld wird im Stakkato eingelöst. Hinzu kommt: Eine Handvoll gut Betuchter schaut gegen ein gutes Entgeld dem Treiben zu – ein moderner Kampf der Gladiatoren. Das Wort Verteilungsgerechtigkeit klingt hier so hohl wie das Flehen um Gnade.