Angesichts der Pandemie und zahlreicher Naturkatastrophen in Europa, Asien und Nordamerika erscheint der Kollaps der Menschheit vielen deutlich präsenter als noch vor einigen Jahren. Solch ein Szenario könnte entstehen, wenn ökologische Zerstörung mit begrenzten Ressourcen und Bevölkerungswachstum zusammentreffen und der Klimawandel als „Risikomultiplikator“ diese Trends noch einmal verschärft, wie es in der im Fachmagazin „Sustainability“ veröffentlichten Studie heißt. „In den kommenden Jahren und Jahrzehnten sind erhebliche Veränderungen möglich“, sagte Aled Jones vom Global Sustainability Institute an der Anglia Ruskin University, der an der Studie beteiligt war. Kommt es irgendwann zum völligen Kollaps der Zivilisation – also dem Zusammenbruch von Lieferketten, internationalen Abkommen und globalen Finanzstrukturen –, so lässt sich diese apokalyptische Situation an nur wenigen Orten weltweit auf Dauer überleben, wie Forscher der Anglia Ruskin University (ARU) in Großbritannien in einer aktuellen Studie schrieben.
Wohin, wenn alle Stricke reißen oder „when shit hits the fan“, wie man auf Englisch so schön sagt? Laut britischen Forschern gibt es nur einige wenige Orte auf der Welt, wo sich solch ein Szenario gut überleben lässt. Einer dieser ist – trotz Erdbebengefahr und aktiver Vulkane – Neuseeland. Aber auch die australische Insel Tasmanien, Irland, Island und Großbritannien schneiden in der aktuellen Studie gut ab. All diese Orte haben gemeinsam, dass es sich um Inseln handelt, für die es leichter ist, ihre Grenzen zu überwachen und Migration damit erfolgreich zu begrenzen. Außerdem weisen alle fünf derzeit eine geringe Temperatur- und Niederschlagsvariabilität auf. Das heißt, dass dort trotz der Auswirkungen des Klimawandels vermutlich relativ stabile Bedingungen bestehen bleiben. Außerdem sind sie alle groß genug, um sich im Hinblick auf Energie und Landwirtschaft selbst zu versorgen.
Vor allem Neuseeland wird unter den Superreichen schon lange als idealer Zufluchtsort in der Pandemie gehandelt. Gary Lynch, Chef des texanischen Bunker-Herstellers Rising S, berichtete im April 2020 im Interview mit dem US-Medium Bloomberg bereits von einem reichen Manager aus New York, der im März 2020, noch bevor Neuseeland seine Grenzen für Ausländer schloss, einreiste, um die Pandemie in seinem unterirdischen Bunker in Neuseeland auszusitzen. Der Trend, sich für den Ernstfall zu wappnen, startete nicht erst mit der Pandemie. Bereits 2017 berichteten Medien über reiche Unternehmer, die sich in Neuseeland einkauften, wie beispielsweise der Paypal-Gründer und Tech-Milliardär Peter Thiel. Die Superreichen kaufen Bauernhöfe und Land, vor allem im idyllischen Queenstown auf der Südinsel. Neuseelands geografische Isoliertheit mache es zu einem perfekten Zufluchtsort, hieß es schon damals. Darauf scheint auch Google-Mitgründer und Milliardär Larry Page zu setzen.
So konnte das neuseeländische Medium Stuff jetzt bestätigen, dass Page eine Aufenthaltsgenehmigung für das Land erhalten hat. Der Antrag, den der 48-jährige Amerikaner im November gestellt hatte, wurde Anfang dieses Jahres genehmigt, als Page in Neuseeland war. Letzteres ist wegen der Pandemie eigentlich nicht möglich – das Land hat seine Grenzen offiziell geschlossen und ein strenges Quarantäneregime für seine eigenen Bürger eingerichtet, wenn diese nach Hause zurückkehren.
Doch Page, der die Pandemie mit seiner Familie auf einer Insel in Fidschi verbringt, hatte einen Notfall. Sein Sohn brauchte eine medizinische Behandlung, die auf Fidschi anscheinend nicht geleistet werden konnte, und wurde im Rahmen eines Krankentransports gemeinsam mit seinem Vater nach Neuseeland ausgeflogen. Page wurde in einem Hotel in Auckland isoliert, während sein Sohn im Kinderkrankenhaus der neuseeländischen Stadt behandelt wurde. Letzteres war Ende Juli publik geworden und hatte eine Kontroverse im Land darüber ausgelöst, ob sich Reiche trotz der Corona-Beschränkungen Zutritt zu dem abgeschotteten Land „erkaufen“ könnten.
Laut der neuseeländischen Einwanderungsbehörde hatte der Tech-Milliardär im November 2020 ein spezielles Visum für Personen beantragt, die bereit sind, über einen Zeitraum von drei Jahren zehn Millionen neuseeländische Dollar, umgerechnet fast sechs Millionen Euro, in das Land zu investieren. Eine Summe, die für Page ein Klacks ist: Laut Forbes besitzt der US-Amerikaner über 116 Milliarden US-Dollar und rangiert damit an sechster Stelle nach anderen Tech-Milliardären wie Amazon-Gründer Jeff Bezos oder Tesla-Chef Elon Musk.
Nachdem Page wegen der Corona-Beschränkungen im November nicht einreisen konnte, war der Antrag in der Kategorie „Investor Plus“ anscheinend nicht bearbeitet worden. Doch nachdem er sich im Januar wegen seines Sohnes auf neuseeländischem Boden befand, wurde dem Visumsantrag Anfang Februar stattgegeben. Nicht bekannt ist, in welche neuseeländische Unternehmen Page investieren will. Spekuliert wird, dass der Milliardär Interesse an Wisk haben könnte, das elektrische, autonome Lufttaxis entwickelt. Das US-Unternehmen ist in Neuseeland präsent, um dort seine Flugzeuge zu testen.