Die aktuelle Nachrichtenlage wirkt wie ein Superspreader für negative Stimmung. Egal, ob in Single-Haushalten, Großfamilien, bei Distance-Learning-geplagten Alleinerzieherinnen oder Homeoffice-Managern: Die coronabedingten Einschränkungen sorgen vermehrt für trübes Beziehungsklima, angespannte Atmosphäre und zerfledderte Nervenkostüme. Es braucht Ablenkung. Ein Comeback der Alltagsfreude. Entspannende Impulse. Das Lieferservice für derartige Bedürfnisse kommt nicht selten auf vier Pfoten daher. Rund 2,5 Millionen Katzen und Hunde leben in österreichischen Haushalten. Ihnen fällt in Krisenzeiten die Rolle von Tröstern und Therapeuten zu.

Und die Tiere sind gut darin. Egal, ob mit treuherzigen Blicken, beruhigendem Schnurren, aufgeregtem Schwanzwedeln, melodiösem Zwitschern oder stummem Im-Kreis-Schwimmen: Die animalischen Mitbewohner schaffen es, von schlechten Nachrichten abzulenken, und helfen so, die allgemeine Lebensqualität zu verbessern, wie eine aktuelle Untersuchung des Tierfutterherstellers Mars Petcare belegt. So geben 78 Prozent der Befragten an, dank Haustier weniger unter Stress und Ängsten zu leiden. 75 Prozent empfinden weniger Monotonie und Langeweile und für 69 Prozent bedeutet ihr Tier ein Gefühl der Hoffnung.
Das strahlt aus. Die Nachfrage nach Haustieren ist in den letzten Monaten rasant angestiegen. So meldet das Magazin „Der Spiegel“, dass allein in Deutschland der Verkauf von Hunden im vergangenen Jahr um 20 Prozent zugenommen hat. Jeder will einen Partner mit der kalten Schnauze.

Die Tiere werden zu Verbündeten bei der Rückeroberung einer „normalen Normalität“. Sie helfen, widerstandsfähiger zu werden, indem sie im Menschen stimmungsaufhellende Botenstoffe aktivieren. So wurde in Studien nachgewiesen, dass beim Streicheln eines Tieres – egal ob Hund, Katze, Hamster oder Henne – beim Menschen Blutdruck und Herzfrequenz sinken. Parallel werden ähnliche Hormone ausgestoßen, wie wenn eine Mutter ihr Kind stillt. Außerdem gibt einem die Anwesenheit eines Tieres das Gefühl, dass die Umgebung sicher ist. Sie können über Trennungen oder Verluste hinwegtrösten und sich bis zum gleichberechtigten Familienmitglied hinaufschmusen, weil viele Tiere im Menschen Schutzinstinkte wecken. Großer Kopf, hohe Stirn, kleine Nase, aber große, runde Augen: Wenn die tierische Physionomie dem „Kindchenschema“ entspricht, stimmt das milde und zufrieden.

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Auch die verbale und nonverbale Kommunikation unter Menschen verändert sich durch die Anwesenheit von Tieren. Dazu kommt im Fall von Hunden der Fitnesseffekt für das Herz-Kreislauf-System beim Herrl durch das regelmäßige Gassigehen. Vom Laientrainer zum medizinisch anerkannten Therapiebegleiter ist es da nicht mehr weit. Schwimmen mit Delfinen, Reiten auf Pferden, Spazierengehen mit Lamas, Singen mit Vögeln – das Einsatzfeld ist weit. Meist aber geht es einfach um das beruhigende Glücksgefühl, einen treuen Freund um sich zu haben, der einen versteht. Und so geben 86 Prozent der Befragten in der eingangs erwähnten Studie an, an ihrem Haustier vor allem die Gesellschaft zu schätzen. Verstärkt wird die Bindungsbegeisterung durch den Unterhaltungswert, der von den individuellen Marotten des lieben Viehs gespeist wird.


Und in noch einer Beziehung sind die Tiere den Menschen ähnlicher, als man glaubt. So klärt der Österreichische Tierschutzverein auf, dass auch Tiere von Herbst- und Winterdepressionen betroffen sein können. Wenn Hund und Katz also an trüben, kurzen und kalten Tagen niedergeschlagen und antriebslos wirken, sich zurückziehen und mehr Schlaf benötigen als im Sommer – der winterliche Lichtmangel könnte die Ursache sein. Dann wendet sich das Blatt – und der Mensch muss zum Tröster werden.