Als Dominic Thiem im Jänner während der Australian Open die Zusammenarbeit mit Österreichs Tennis-Legende Thomas Muster nach nur wenigen Wochen wieder beendete (gerade erst von Günter Bresnik emanzipiert, wollte sich der Lichtenwörther nicht wieder der strengen Sichtweise eines anderen unterwerfen), kam dies für viele überraschend. Vor allem der Zeitpunkt: mitten in einem Grand-Slam-Turnier ... Wenige Tage später stand der Niederösterreicher erstmals im Endspiel von Melbourne und musste sich Superstar Novak Djokovic erst im fünften Satz geschlagen geben. Es hätte der Startschuss zu einem weiteren, mit vielen Erfolgen gespickten Jahr des 27-Jährigen werden können. Können, denn dann nahm das Coronavirus den gesamten Tennissport aus dem Spiel.
Absagen und Verschiebungen prägten die folgenden Monate, ehe sich die Tennis-Tour in eine „Blase“ zurückzog. Wie in New York, wo die US Open ohne Fans ausgespielt wurden und Thiem endgültig zum neuen rot-weiß-roten Tennis-Helden aufstieg. Mit einem packenden Finalsieg über Alex Zverev krönte sich der einstige Bub aus Lichtenwörth zu Österreichs erst zweitem Grand-Slam-Triumphator nach seinem Kurzzeit-Berater Muster. Ein kräfteraubendes Meisterstück, das seinen Tribut forderte: Bei den „herbstlichen“ French Open verlor Thiem erstmals seit vier Jahren bereits vor dem Halbfinale. Seine Wien-Titelverteidigung, die an einer Fußverletzung scheiterte, machte Österreichs „Sportler des Jahres“ mit seinem erneuten Endspieleinzug bei den ATP Finals wett. Als Nummer drei der Welt wird Thiem im Jänner in Australien beim ATP Cup in die neue Saison aufschlagen. Inwieweit Corona auch 2021 noch beeinflussen wird, steht noch nicht fest. Eines ist aber klar: Thiem wird bereit sein – für die Eroberung des Tennis-Throns.
Alexander Tagger