Bienen gelten als Vorbild für die arterhaltende Wirkung von Schwarmwissen. Dass nämlich unabhängig von der Intelligenz einzelner Mitglieder eine Gruppe durch Zusammenarbeit zu intelligenten Entscheidungen finden kann. Beispielsweise wenn es darum geht, Informationen über Nahrungsquellen auszutauschen. Bienen machen das mithilfe ihres Schwänzeltanzes. Jetzt wollen auch Grazer Wissenschaftler auf diese Tanzfläche. Zoologen des Artificial Life Lab rund um Thomas Schmickl entwickeln Roboter, die diesen Tanz imitieren können. „Unser Ziel ist es, den Insekten Technologien zur Verfügung zu stellen, die ihnen helfen, auf Veränderungen der Umwelt rechtzeitig zu reagieren“, erklärt Schmickl. Denn die Lebensräume der Honigbienen sind stark bedroht, führen zu einem massiven Sterben und zu einer folgenschweren Störung ganzer Ökosysteme. Mithilfe von Minirobotern sollen die Bienen frühzeitig vor Gefahren in ihrer Umgebung gewarnt werden.
Digitale Landkarten sollen beispielsweise Hinweise auf Pestizide bei potenziellen Nahrungsquellen liefern. „Wir wollen darauf Einfluss nehmen, wohin die Insekten ihre wichtigen Bestäubungsflüge unternehmen“, schildert Schmickl den Forschungsansatz. Die Bienen erhalten zudem Informationen über einen bevorstehenden Wetterumschwung, der ihre Brut gefährden würde. Mithilfe von Sensoren will man die Temperatur in der Wabe regulieren und damit die Aufzucht der Nachkommen optimieren.
Impfung für die Waben
Neben Pestiziden, einem verminderten Nahrungsangebot durch Monokulturen und der Varroa-Milbe setzen den Bienen auch schwerwiegende Krankheiten wie die Amerikanische Faulbrut zu. Forscher der Universität Graz haben jetzt eine Methode entwickelt, bei der der natürliche Wirkstoff, den erwachsene Bienen in ihrem Darm haben, in das Wachs eingearbeitet wird, aus dem die Bienen ihre Waben bauen. Der Wirkstoff gelangt von dort über den Futtersaft, in dem die Larven liegen, in die Tiere und macht sie immun.
Dancing Stars
Der Rund- und Schwänzeltanz der Bienen wurde maßgeblich an der Grazer Karl-Franzens-Universität vom späteren Nobelpreisträger Karl von Frisch entschlüsselt. Seine wissenschaftlichen Erben forschen jetzt am Einsatz künstlicher Intelligenz bei dieser Form der Schwarmintelligenz über Artengrenzen hinweg. So konnten in einem Versuch Bienen und Zebrafische via Roboter erfolgreich miteinander kommunizieren.
150.000 ...
... „Flugkilometer“ – das entspricht dreieinhalb Erdumrundungen – müssen Bienen zurücklegen, bis sie jene zwei bis drei Kilo Blütennektar oder Honigtau gesammelt haben, die für einen Kilo Honig notwendig sind. Dabei müssen ca. zwei Millionen Blüten besucht werden.
75 Prozent ...
... Prozent unserer wichtigsten Kulturpflanzenarten sind von der Bestäubung durch Insekten abhängig. Seit 1990 ging der Insektenbestand allerdings um 75 Prozent zurück. Beim Wegfall tierischer Bestäubung drohen bei Obst Ernterückgänge von bis zu
90 Prozent.
40.000 ...
... Insektenarten gibt es in Österreich. Mit rund 700 Wildbienen- und über 4000 Schmetterlingsarten gilt Österreich als ein noch relativ artenreiches Land, heißt es im aktuellen Insektenatlas von Global 2000. Wir übertreffen damit sogar deutlich größere Länder wie Deutschland.
Klaus Höfler