Der Advent galt einmal als die stille Zeit im Jahr, bevor der Punschbudentrubel und der Kitschlichterglanz das Land überrollten. Gartenbesitzer und Naturliebhaber kommen noch immer auf ihre Rechnung. Alle Herbstarbeiten, die das Gartenleben im Frühling leichter machen, sind erledigt. Jetzt ist die Zeit gekommen, dem Garten zuzusehen, wie er sich zur Ruhe begibt. Ich liebe diese ruhigen Tage, obwohl ich ein unruhiger Geist bin. Da gibt es nur noch das Rascheln der letzten Blätter, den einen oder anderen Eiszapfen, der vom Gewächshaus abbricht, weil er zu schwer geworden ist und klirrend auf dem Pflaster aufprallt. Und man hört das Ächzen der Bäume im Wald nebenan.

Wer nun die Struktur eines Gartens oder auch eines Waldes beobachtet, kann Äste und Stämme genau erkennen und bemerkt, dass es nicht unbedingt die Blüten sein müssen, die unsere Bewunderung erfahren. Der Zimtahorn mit seiner Rinde, die wie die Zimtrinde abblättert, leider so ganz ohne den vertrauten Adventduft, gehört für mich dazu.
Oder der Schlangenhautahorn, der sich ebenfalls in der ruhigen, blatt- und blütenlosen Zeit als wahre Attraktion präsentiert. Nicht minder Bewunderung erntet die weitverbreitete Korkenzieherhasel in diesen Tagen der Besinnung. Gerade bei alten Exemplaren wirken die skurril geformten Äste wie ein Kunstwerk.
Doch nicht bloß die Pflanzen selbst beeindrucken, auch der eigenwillige Schmuck, mit dem sich die Natur nun herausputzt, gehört für mich zur Schönheit dieser Zeit so ganz ohne Gartenstress.

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Vertrocknete Hortensienblüten, die mit ihrer Zuckerglasur voll Raureif in der fahlen Morgensonne erstrahlen. Oder die Hagebutten, die zu Hunderten bei meinen Kletterrosen zu finden sind und nach den ersten Frostnächten ein beliebter Treffpunkt der Singvögel sind. Vitamin C frei Haus, könnte man sagen.

Reizvolle Augenblicke bescheren immer wieder die Wedel der Gräser, die mit ihrem kristallenen Überzug schon ein wenig an den Weihnachtsaufputz denken lassen.  Und wenn dann doch einmal Schnee kommt, der die Landschaft sanft einhüllt, kehrt im Garten totale Stille ein. Wie eine Schallschutzdecke liegt die weiße Pracht auf Wegen, Wiesen und Gehölzen. Nur ab und zu hört man das kurze Zwitschern eines Vogels, der sich beim Futterhäuschen ein paar Sonnenblumenkörner holt. Ansonsten sind Ruhe und Besinnung angesagt.

Dabei können wir sicher sein, dass ein Garten niemals schläft. Selbst klirrender Frost lässt ein Leben unter der Erde zu, was von uns meist erst im Frühjahr entdeckt wird, wenn statt der hundert gepflanzten Tulpen nur einige wenige blühen und der Rest im Magen der Wühlmäuse gelandet ist. Aber das ist eine andere Geschichte, die noch Zeit hat.