An ihrem Revers hat sie stets eine Anstecknadel mit amerikanischer Flagge. Sie trägt am liebsten maßgeschneiderte Hosenanzüge, die Uniform der Macht, häufig in Blau, der Farbe der Demokraten. Darunter bevorzugt sie Blusen mit sogenannten Lavallière-Schleifen, die nicht zufällig an Krawatten erinnern: Der Begriff Lavallière geht auf Louise de la Vallière zurück, eine Mätresse des Sonnenkönigs Ludwigs XIV., die den Männern am französischen Hof vorbehaltenen „Cravates“ aus kostbarer Spitze gern zweckentfremdete und zu Schleifen gebunden am Hals trug.
An ihrem Modestil hat sich nicht viel verändert, seit Vizepräsidentin Kamala Harris zu Donald Trump in den Ring um die US-Präsidentschaft geschickt wurde. Nur eine Sache sticht heraus: „Ihre Converse Chuck Taylors, die früher allgegenwärtig waren, sind inzwischen den schicken Pumps von Manolo Blahnik gewichen“, berichtete zuletzt „The Hollywood Reporter“. Ihre Sneakers, die in den USA nur Chucks genannt werden, mit denen Kamala Harris schon auf ihrem ersten Vogue-Cover 2021 nicht nur posierte, sondern auch polarisierte, sind zwar lässige Kult-Schuhe, „polierte Pumps sind aber entschieden präsidialer“, urteilte das US-Magazin.
Harris und „Chucks and Pearls“
Im besonders umkämpften Swing-State Georgia zeigte sich die Präsidentschaftskandidatin allerdings wieder bodenständig in ihren Chucks, schließlich sind sie auch ein starkes Symbol für die Wirtschaftskraft Amerikas.
Converse wurde 1908 in den USA gegründet, in Malden/Massachusetts. Das Unternehmen stellte strapazierfähiges, festes Schuhwerk her. 1923 bekam der Sportschuh Converse All Star auf sein Gummiabzeichen die Unterschrift von Basketball-Legende Chuck Taylor. Daher der Begriff Chucks. Vielleicht greift Kamala Harris in den letzten Wochen vor der Wahl doch wieder öfter danach. Dem Jugendmagazin „Complex“ erklärte die 59-Jährige jedenfalls kürzlich: „Wir alle wollen zu einigen grundlegenden Dingen zurückkehren, die uns als Land ausmachen.“
Zum Modestil von Kamala Harris gehören aber auch Perlen, die Vizepräsidentin machte „Chucks and Pearls“ salonfähig. Fans riefen sogar einen „Chucks-N-Pearls-Day“ aus, am 20. Jänner, in Erinnerung an Harris‘ Vereidigung zur US- Vizepräsidentin anno 2021. „Harris‘ Perlen sind zu einem Markenzeichen geworden, weil sie für sie eine besondere Bedeutung haben“, schreibt das Modemagazin „Women‘s Wear Daily“: Kamala Harris wurde nämlich zu Studienzeiten Mitglied von Alpha Kappa Alpha, einer der ältesten schwarzen Hochschulverbindungen für Frauen des Landes.
Diese hatte namhafte Mitglieder wie die Bürgerrechtlerinnen Coretta Scott King, Frau von Martin Luther King, oder Rosa Parks, die den Anfang vom Ende der Segregation in den USA einläutete, als sie sich weigerte, ihren Sitzplatz im Bus für einen weißen Fahrgast zu räumen. Die Gründerinnen dieser Schwesternschaft wurden „Twenty Pearls“ genannt.
Beim Nominierungsparteitag der Demokraten verließ sich Kamala Harris modisch ganz auf das französische Luxushaus Chloé, das seit dem Vorjahr von der gebürtigen Deutschen Chemena Kamali geführt wird. Beim aktuellen Vogue-Cover setzte sie auf Gabriela Hearst, die vor Kamali Chefdesignerin bei Chloé war. Das Coverfoto wurde von Starfotografin Annie Leibovitz aufgenommen, die weiß, wie man die Pose der Macht inszeniert. Von Bill Clinton aufwärts hatte sie alle US-Präsidenten in ihrem Fokus.