Das Farbenspiel der Blätter im Herbst ist mit Hilfe von Satellitenbildern auch aus dem Weltall sichtbar. Die malerische Herbstlandschaft hat allerdings einen handfesten Grund, bei dem es um Leben und Tod geht, denn die Pflanzen fahren vor dem Winter alle ihre Strategien aus, um zu überleben.
Die Nahrung eines Baumes besteht grundsätzlich aus Wasser, Kohlendioxid und Licht. Durch den Prozess der Photosynthese wandeln Bäume diese Bestandteile in Glukose und Sauerstoff um. „Dabei ist der grüne Farbstoff Chlorophyll am Werk.
Sitzen ist das neue Rauchen
„Wenn jedoch weniger Licht vorhanden ist, stellen die Bäume die Photosynthese ein und speichern das Chlorophyll bis zum Frühling in Wurzeln, Ästen und dem Stamm“, berichtet das Institute of Science and Technology Austria (ISTA).
Die Folge: Die zuvor verdeckten Pigmente kommen zum Vorschein, die gelben Xantophylle und die orangen Carotine. „Darüber hinaus werden rote Anthocyane gebildet, bis die Blätter schließlich zu Boden segeln“, erläutert das ISTA.
Weil ja Sitzen das neue Rauchen ist, sollte es jetzt jede freie Minute heißen: Raus in die Natur. Am besten in den Wald. Noch kann man ein Bad unter dem Blätterdach der Bäume nehmen. Aus Japan stammt dafür die schöne Bezeichnung Shinrin Yoku, Waldbaden.
Waldluft ist angereichert mit duftenden ätherischen Ölen. Ihre Inhaltsstoffe wie Terpene schützen die Bäume vor Insektenbefall, Hitze und Sonne, und sie tun auch uns Menschen gut. In der Medizin gelten die Terpene von Fichten, Kiefern, Zedern und Tannen als besonders wirksam. Forschende um Gregory Bratman von der Stanford University untersuchten 2015, ob es Unterschiede zwischen einem 90-minütigen Spaziergang durch die Stadt oder durch einen Wald gibt. Das Ergebnis war eindeutig: Die Probanden und Probandinnen, die durch die Natur spazierten, gaben nicht nur an, sich besser zu fühlen, sie schnitten auch in kognitiven Tests besser ab. Die Heilkraft des Waldes ist längst unbestritten. In Japan wurde Waldbaden schon in den 1980er-Jahren in das staatliche Gesundheitsprogramm eingeführt.
Klimawandel und Trockenheit als Bedrohung
Bei uns grassierte zu dieser Zeit noch das Thema Waldsterben, als Folge des sauren Regens. Es war die Zeit, als Kraftwerke sorglos Schadstoffe in die Luft ausstießen. Dann wurden Filteranlagen verordnet, für Autos gab es Katalysatoren und bleifreies Benzin, und der Regen war nicht mehr ganz so sauer.
Inzwischen verbesserte sich die Luftqualität, das Umweltbewusstsein stieg. Nun bedrohen allerdings der Klimawandel und die Trockenheit den Wald. Die Wälder müssen stabilisiert werden, eine Methode dafür ist es, die Mischwaldanteile zu erhöhen und die Baumartenvielfalt zu erweitern.
Mit den steigenden Temperaturen steigen auch die Probleme mit dem Borkenkäfer. Dort, wo es überproportional mehr Fichten gibt, ist das Risiko deutlich höher. Daher wird der Mensch, der den Wald bewirtschaftet, die Fichtenanteile regional anpassen müssen. In Österreich ist der Waldanteil seit den 1970er-Jahren stetig gestiegen, in den letzten zehn Jahren nahm die Waldfläche täglich um sechs Hektar zu. So beträgt die Waldfläche in Österreich heute mehr als vier Millionen Hektar, was rund 48 Prozent der Staatsfläche Österreichs entspricht.
Weltweit sind allerdings rund 35 Prozent der Waldbedeckung verloren gegangen, und bei 82 Prozent der übrigen Waldbedeckungen hat sich nach Angaben der UNO der Zustand verschlechtert. Dabei ist der Wald nicht nur die Lunge des Planeten, sondern auch Apotheke und Speisekammer für uns Menschen. Aus dem Wald kommen 25 Prozent der in westlichen Ländern genutzten Heilmittel, mit mehr als 50.000 Pflanzen, die zu Medikamenten beitragen.
Zuletzt war oft von einem unterirdischen Kommunikationsnetzwerk die Rede, vom WoodWideWeb, quasi einem Internet des Waldes, in dem sich alles mit allem vernetzt: Feine Pilzfäden ziehen sich durch den Walduntergrund. „Pilze und Bäume bilden eine faszinierende Lebensgemeinschaft, es ist eine symbiotische Beziehung“, erklärte uns Eduard Hochbichler, Herausgeber des Prachtbands „Der Alpenwald“ (Benevento Verlag). Die Pilze machen Bäume resistenter gegenüber Trockenheit und schädlichen Umwelteinflüssen, die Pilze beziehen ihre Nährstoffe vom Baum. Die Allianz von Pilz und Baum ist ein rätselhaftes Forschungsfeld, das noch beackert werden muss.