Die Badesachen sind weggepackt, das Fahrrad für den Winter eingemottet und die Sommerbräune verblasst mit jedem Tag mehr. Spätestens wenn die Heizsaison beginnt, macht sich der Herbst auch auf unserer Haut bemerkbar. Hände und Gesicht spannen, die ersten Risse und Schuppen werden sichtbar. Unser größtes Organ scheint jetzt besonders empfindlich und bedürftig zu sein. Denn der Übergang von der warmen zur kalten Jahreszeit erfordert auch eine angepasste Hautroutine. Mit etwas Achtsamkeit können wir uns auch in der kalten Jahreszeit in unserer Haut wohlfühlen.

1. Braucht die Haut im Herbst andere Pflege?

„Auch wenn es viele überrascht: Der Winter bedeutet mehr Stress für die Haut als der Sommer“, erklärt Babak Adib, Hautarzt mit Spezialisierung auf ästhetische Dermatologie in Wien. „Wenn die Luft kühler und trockener wird, produziert unsere Haut weniger Talg und Fett, was sie anfälliger macht.“ Besonders strapaziert sind jene Regionen, die ohnehin weniger Talgdrüsen haben, wie Schienbeine, Unterschenkel, Ellenbogen und Knie, aber auch das Gesicht. Genau wie unsere Garderobe sollte auch die Hautpflege an die Jahreszeit angepasst sein. Im Sommer ist eine leichte, feuchtigkeitsspendende Pflege ausreichend, während im Winter reichhaltigere Produkte mit hohem Fettanteil notwendig sind. „Eltern von Kindern mit Neurodermitis sollten besonders darauf achten, die Luftfeuchtigkeit in ihren Wohnräumen zu regulieren“, rät Dr. Adib.

2. Was sollte man in der Übergangszeit für die Haut tun?

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„Die Zeit von Oktober bis Dezember sollte man für alles nutzen, was mit Regeneration zu tun hat“, erklärt Dr. Babak Adib. Empfohlene Behandlungen in dieser Phase sind Feuchtigkeitsbooster und Peelings. Wichtige Wirkstoffe in dieser Zeit sind Hyaluronsäure, die Feuchtigkeit spendet und die Haut praller und geschmeidiger macht, sowie Sheabutter, die für intensive Pflege sorgt und die Hautbarriere schützt. Glycerin ist ein weiterer effektiver Wirkstoff, der Feuchtigkeit anzieht und bindet. Für die Anwendung zu Hause empfiehlt Dr. Adib milde Peelings und feuchtigkeitsspendende Masken. „Die Zeit ist besonders günstig, da der UV-Index langsam abnimmt. Produkte, die mit einer Rötung einhergehen, sind jetzt gut verträglich.“

3. Muss ich im Winter Sonnencreme benutzen?

Beim winterlichen Sonnenschutz scheiden sich die Geister. Der Dermatologe empfiehlt, auch an trüben Tagen nicht auf eine Creme mit Lichtschutzfaktor zu verzichten. „Jede Form von UVA- und UVB-Strahlung kann zu vermehrtem Hautkrebs und Hautalterung führen“, warnt der Adib. Das Verbraucherschutzmagazin Öko-Test hingegen rät dazu, Sonnencreme nur dann zu verwenden, wenn die Sonnenstrahlung hoch genug ist, um einen Sonnenbrand zu verursachen. „Alles andere würde die Haut nur unnötig mit UV-Filtern belasten“, schreibt Öko-Test auf ihrer Website. Die Experten empfehlen den Einsatz von Sonnencreme erst ab einem UV-Index von 3, um die Haut effektiv zu schützen. Den aktuellen UV-Index kann man in vielen Wetter-Apps und auf Websites abrufen.

4. Ist das Solarium in der dunklen Jahreszeit gesund?

Vom angeblich gesunden Besuch im Solarium rät der Hautarzt Babak Adib dringend ab. „Der Solarium-Trend hat in den letzten Jahren zum Glück abgenommen“, sagt der Mediziner. „Aber es gibt immer noch Menschen, die glauben, sie könnten sich damit etwas Gutes tun oder den Mangel an Vitamin D ausgleichen. Doch Vitamin-D-Mangel ist das kleinere Problem und lässt sich leicht substituieren“, erklärt Dr. Adib. Die intensive UVA- und UVB-Strahlung einer Sonnenbank sei unbedingt zu vermeiden. Vor allem junge Haut scheint empfindlich: Findet der erste Besuch im Solarium vor dem 35. Lebensjahr statt, erhöht sich das Melanomrisiko um 87 Prozent heißt es, von Seiten der Deutschen Krebsgesellschaft. „Wenn jemand vor der Ballsaison zweimal ins Solarium geht, habe ich keine Einwände. Aber vom regelmäßigen Besuch rate ich dringend ab“, so der Dermatologe.

5. Wie schütze ich die Haut beim Wintersport?

Spätestens wenn man im Winter auf den Berg geht, wird der Schutz der Haut wichtig. Je höher man oben ist, desto weniger wird das Sonnenlicht von der Atmosphäre gefiltert. Schnee reflektiert die Sonnenstrahlen und verstärkt den Effekt noch weiter. Neben einer Skibrille mit ausreichend UV-Schutz sollte man eine Sonnencreme und ein Lippenbalsam mit Schutzfaktor verwenden. Bei niedrigen Temperaturen ist auch eine Kältecreme wichtig. Hier sollte auf einen möglichst hohen Fett- und niedrigen Wasseranteil geachtet werden. „Wenn ich im Winter Snowboarden gehe und eine Creme mit hohem Wassergehalt und wenig Fett auftrage, kann die Haut Kälteschäden erleiden“, erklärt Adib. „Die roten Wangen nach dem Skifahren oder Rodeln sind nicht immer ein Zeichen für Gesundheit, sondern die Haut schreit nach Fett.“

6. Brauchen Frauen und Männer unterschiedliche Produkte?

„Männer haben eine um 25 Prozent dickere Haut und produzieren 30 Prozent mehr Talg“, erklärt der Dermatologe. „Deswegen ist Männerhaut zwar robuster, neigt aber auch mehr zu Unreinheiten. Frauenhaut ist dünner und erscheint zusätzlich zarter, weil sie unter den Hautschichten stärker gepolstert ist und mehr Bindegewebe hat. Männer brauchen daher in ihrer Hautpflege weniger Fett als Frauen, sollten aber dennoch nicht darauf verzichten. Auch wenn die Herren im Sommer gerne das Cremen weglassen, empfiehlt der Arzt in den Wintermonaten mehr für die Hautpflege zu tun. „Männer haben aber oft eine stärkere Reaktion auf Pflegeprodukte, etwa Retinolsäure, weil ihre Haut weniger daran gewöhnt ist“, erklärt Dr. Adib. Seine Empfehlung: „Neue Produkte sollte man erst mal am Unterarm auf Unverträglichkeiten testen. Und vor allem: Nicht zu häufig die Creme wechseln.“