Es braucht nicht nur ein ganzes Dorf, um ein Kind großzuziehen, wie es in einem Sprichwort heißt, es braucht auch ein Quäntchen Humor. Kinder lachen bis zu 400 Mal täglich, die meisten Erwachsenen bringen es auf keine 20 Mal mehr. Dabei ist Lachen wie ein Fitnesstraining: Fast zwei Dutzend Gesichtsmuskeln und 80 weitere Muskeln im Körper sind beim Lachen aktiv. Gesunder Humor und Lachen stärken das Immunsystem, beim Lachen werden Glückshormone ausgeschüttet, Stresshormone abgebaut und dadurch können sogar Schmerzen reduziert werden.

In einer Metastudie der Universität Jena aus dem Jahr 2022 konnte nachgewiesen werden, dass Lachtherapien in Gruppen positive Effekte auf die körperliche und seelische Gesundheit haben. „Der indische Arzt Madan Kataria gründete 1995 den ersten Lachyoga-Club, heute gibt es sie weltweit. Seine These: ,Wir lachen nicht, weil wir glücklich sind, wir sind glücklich, weil wir lachen.‘ Selbst wenn es zunächst künstlich ist“, erklärte uns der deutsche Lachforscher und Psychotherapeut Michael Titze unlängst.

Bessere Beziehung zwischen Eltern und Kind

In einer aktuellen US-Studie aus Pennsylvania, die nun im Fachmagazin „Plos One“ veröffentlicht wurde, zeigte sich, dass ein humorvoller Erziehungsstil auch zu einer besseren Beziehung zwischen Eltern und Kind führt. Die neuen Forschungsergebnisse belegen, dass bereits Kinder im Alter von sechs Monaten empfänglich für eine humorvolle Behandlung sind. Eltern mit Humor werden von den Kindern nicht nur positiver wahrgenommen, sie haben auch einen besseren Draht zu ihren Kindern. Ein spaßiger Blickwinkel könne zudem die Dynamik von Situationen verändern, die sonst direkt auf einen Konflikt hinausgelaufen wären. Und: Humor ist ein Ventil in Stress-Situationen, auch das kam bei der jüngsten Studie des Penn State College of Medicine in Pennsylvania heraus und helfe dabei, Frustrationen abzubauen.

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Das Team um Erik Lehman und Lucy Emery führte in ihrer Forschung auch handfeste Beispiele an, wie Humor im Alltag hilft: „Stellen Sie sich ein Kleinkind vor, das einen ausgewachsenen Wutanfall bekommt, der trotz aller Beruhigungsversuche immer weiter eskaliert.“ Hier könnte Humor als Erziehungsstrategie dazu führen, dass Mama oder Papa erklären: „,Ok, jetzt bin ich dran‘ und dann dramatisch ihren eigenen Wutanfall bekommen. Weil dies das verärgerte Kleinkind überrascht, hören viele Kinder auf zu weinen und schauen sich die Wutanfall-Performance von Mama oder Papa erst einmal an.“ Spielerische Unterbrechungen dieser Art würden nicht nur helfen, Spannungen abzubauen, sondern sie fördern auch Kreativität und geistige Flexibilität. Die Ironie, die entstehe, wenn man einen Wutanfall in ein Spiel verwandle, schaffe für Eltern eine psychologische Distanz, die ihnen helfe, ihren eigenen Stress abzubauen.

„Drei Mal am Tag mit dem Kind lachen“

Der Schweizer Pädagoge Pestalozzi hatte vor 200 Jahren schon dazu geraten, mindestens dreimal am Tag mit seinem Kind zu lachen. „Lachen schafft Gemeinschaftsgefühle, Humor kompensiert das Selbstmitleid, im Lachen akzeptiert man seine Fehler, im Lachen bekennt man sich zu seiner Unvollkommenheit“, erläutert Familienberater Jan Uwe Rogge in seinem Blog. Denn zum Humor gehöre neben dem Lachen und der Heiterkeit „immer auch der Trost und das Mitgefühl.“ Rogges These: Lachen, selbst wenn es einmal schwer falle, sei die beste Medizin, die „den Erziehungsalltag auf wunderbare Weise entspannen helfen.“ Jede Minute, die man lacht, verlängert das Leben um eine Stunde, besagt ein chinesisches Sprichwort.