Das Festival in St. Gallen beginnt immer Mitte August. Und das seit 1986. Das ist in Gesäusestein gemeißelt. Aber man kann den Meißel ja ruhig auch einmal aus der Hand legen, schon gar, wenn man Erich Mitterbäck heißt. Der unermüdliche Impresario baut nämlich seit jeher auf Stammkünstler, und seit einigen Jahren zählt auch Emmanuel Tjeknavorian dazu, als Geiger und als Dirigent.
„Leider hat Tjeknavorian diesmal just zu unserer Festivalzeit ein Engagement als Dirigent in San Francisco, und da versteht man schon, dass ihm das wichtig ist“, sagt der 85-jährige Mitterbäck. Was also tun? Nun, wen der Prophet nicht zum Festival kommt, kommt das Festival eben zum Propheten. Und so splitteten Mitterbäck und die Seinen ihre 39. Ausgabe kurzerhand und beginnen schon in einer Woche mit Teil 1, bei der Tjeknavorian das Gros übernimmt.
Der aus einer armenischen Musikerfamilie stammende Wiener lädt zum einen als Geiger zu einem Trioabend mit Schubert, Mozart und Dohnány in die Burg Gallenstein (22. Juli). Und zum anderen leitet der 29-Jährige Tjeknavorian, seit Februar Musikdirektor des Mailänder Sinfonieorchesters, in der Pfarrkirche das von ihm gegründete „Matrix Orchestra“ durch Symphonien von Haydn und Mozart und das Cellokonzert von Schumann mit Jeremias Fliedl als Solisten (23. Juli). Für den Festivalauftakt auf der Burg sorgt Geiger Christian Altenburger in einem Streichtrio (21. Juni).
Weiter geht es dann mit dem Festival wie gewohnt zu Mariä Himmelfahrt (15. August) und wie gewohnt mit noch vielen anderen treuen Gästen. Die treuesten unter ihnen sind Erwin Ortner und sein Arnold Schoenberg Chor Wien, die schon zum 27. Mal das hohe Niveau des Festivals mit garantieren und diesmal auf der Burg a-cappella und mit Solistenquartett zu einer Schubertiade laden (16. August). Den Abschluss des zehnteiligen Reigens bildet ebenfalls auf der Burg ein Porträt von Gerd Kühr in Anwesenheit des Komponisten mit Livemusik sowie Ausschnitten aus Videos seiner Opern wie „Stallerhof“ oder „Paradiese“ (22. August).