Als williger Konsument bin ich verformt vom Fortschrittsoptimismus der 1970er-Jahre. Die Werbung zeigte lachende Menschen, blühende Gärten, alles war sauber, glänzend und nagelneu. Die ständige Überbietung war ein Verkaufshindernis, denn man durfte getrost hoffen, dass es bald noch Besseres mit noch krasseren Wundereigenschaften geben wird. Also wartete man lieber ohne Reue auf das noch heuer neuerlich noch ungeheuerlicher neue Neue. Dann kam es zur Kehrtwende: Heute offeriert man uns nur mehr das Älteste, Verhuzeltste und Schäbigste. Wir tragen zerrissene Jeans aus Plastikabfall, Turnschuhe aus PET-Flaschen und Handtaschen aus alten Fahrradschläuchen. Handys sind „refurbished“, also notdürftig repariert. Runderneuerte Plus-Size-Models werben für Bademode aus Textilabfällen. Im Supermarkt wird unförmige Ausschussware als „gerettetes“ Gemüse gepriesen. Schiarch ist das neue Schön.
Ein Freund trug kürzlich einen aus alten Kaffeesäcken genähten Hut. Erleichtert registrierte ich, dass man auch alte Säcke noch für irgendwas brauchen kann. Trotzdem mache ich mir Sorgen, denn nachhaltig ist die „Zero-waste“-Welle nicht. Wenn wir dermaßen viel Gebrauchtes verbrauchen, werden uns bald die Müllberge ausgehen. Also werfen Sie bitte weg, was das überflüssige Zeug hält! Sie schaffen damit wertvollen Rohstoff. Und kaufen Sie alles noch heute nach. Morgen ist es garantiert schon wieder älter, verrunzelter und noch unverblümter verblüht.