Sie haben es sicher schon bemerkt: Wissen ist heute völlig wertlos, denn jeder Depp kann alles googeln. Dadurch sind aber neue Marktlücken entstanden. Verzweifelt gesucht werden nämlich uninformierte Leute, denen man noch irgendwas Neues erzählen kann. Und ich darf sagen: Ich habe daraus ein Geschäftsmodell gemacht. Während sämtliche meiner Zeitgenossen unentwegt aufs Handy starren, um keine Neuigkeit zu versäumen, starre ich ins Nichts, um nichts zu erfahren. Mein vornehmstes Bildungsziel lautet, keinen Tau zu haben. Diese souveräne Kerninkompetenz verschafft mir die perfekte Eignung für viele Leerberufe: Als Journalist steht meiner Meinung keine Ahnung im Wege. Als Politiker kann ich stets beteuern, von nichts gewusst zu haben. Auch auf vielen Kongressen bin ich ein gefragter Gesprächspartner, eine regelrechte Belehrungsinstanz. Kein Key-Note-, sondern ein „Do-not-speaker“, den man nicht um Rat fragt, sondern um Ratlosigkeit. Mir kann man alles weismachen, denn ich weiß, dass ich gar nichts weiß.
Allerdings erfordert mein Job als Universalgeleerter große Anstrengung und viel Übung. Wegschauen, Übersehen, Vergessen und lebenslanges Verlernen sind die Säulen meiner Exzellenz-Resistenz-Existenz. Wichtig ist die tägliche Informationsmüllabfuhr, der sogenannte Lese- und Gesprächsstoffwechsel. Immerhin wird die Aufgabe täglich leichter. Denn die Zeit arbeitet für mich: Meine nächsten Aus-Bildungsziele heißen Alzheimer und Demenz.