Waren einmal zwei Brüder, die hatten einander sehr lieb. Der eine hieß Adolf Dassler, der ältere Rudolf Dassler. Adolf war ein Sportfreak und Rudolf ein Schönling, der sich so geschmeidig bewegte, dass er den Spitznamen Puma bekam. In den 1920er-Jahren übernahmen beide das elterliche Filzpantoffel-Geschäft und tüftelten in Mutters Waschküche an der Herstellung von Sportschuhen. In ihrer beschaulichen Heimatstadt Herzogenaurach, westlich von Nürnberg, gründeten sie schließlich gemeinsam eine Schuhfabrik.
1930 kam der erste Fußballschuh der Dasslers heraus. Die „Nürnberger Nachrichten“ schrieben später darüber, dass der Schuh zwar mehr an ein Modell von Charlie Chaplin erinnerte, als an einen Sportschuh, aber das Unternehmen begann zu florieren. Zumal sich die Brüder perfekt ergänzten: Adi war der Tüftler und damit der Innenminister, der fesche Rudi ein Meister im Marketing und somit Außenminister. Der aufkeimende Nationalsozialismus störte sie nicht, im Gegenteil, sie traten bald der NSDAP bei und das Geschäft lief dadurch gleich noch besser.
1936 war das Jahr des Triumphs. Bei den von den Nazis organisierten Olympischen Spielen in Berlin zog ein Mann alle in den Bann: der Leichtathlet Jesse Owens. Er war Amerikaner, er war schwarz, und er errang vier Olympiasiege - in den Schuhen von Adolf Dassler. Die sind inzwischen im Brooklyn Museum ausgestellt.
Und dann führte Hitler in den Zweiten Weltkrieg. Adi Dassler wurde gleich zur Wehrmacht eingezogen, konnte nach einem Jahr aber wieder zurück in die Firma. In den Kriegsjahren lief die Produktion ohne Unterbrechung weiter, er setzte Zwangsarbeiter ein, produzierte Schuhe für die Wehrmacht und auch die Panzerabwehrwaffe Panzerschreck.
Bruder Rudi musste an die Front, kam in US-Gefangenschaft und kehrte erst ein Jahr nach Kriegsende wieder nach Hause zurück. Der Krieg hatte einen Keil zwischen die beiden Brüder getrieben, die Familien fanden nicht mehr zueinander, wie übrigens auch deren Kinder und Kindeskinder nicht mehr.
1948 beendeten Adi und Rudi ihre Zusammenarbeit, jeder für sich startete ein Unternehmen, nur wenige Kilometer Luftlinie voneinander entfernt. Adi Dassler gründete Adidas, Rudi gründete unter seinem Spitznamen Puma. Die Grundsteine für Weltmarken made in Germany waren gelegt. In ihrem Buch „Drei Streifen gegen Puma“ schreibt Barbara Smit: „Die Entstehung der Weltkonzerne Adidas und Puma ist die Geschichte einer einzigartigen Geschwisterrivalität, eine Geschichte von Genialität, Ehrgeiz und Misstrauen.“
Auch Herzogenaurach sei durch den Bruderzwist eine „geteilte Stadt“ geworden, erklärte Historikerin Irene Lederer im Deutschlandfunk, denn immer gehe es darum, ob man zu Puma oder zu Adidas tendiere. Herzogenaurach sei eine „Stadt des gesenkten Blicks“, denn zuerst würden die Menschen immer auf die Schuhe des Gegenübers schauen. Bis heute prägt die Rivalität der beiden Unternehmen die fränkische Kleinstadt, aus der auch der deutsche Nationalspieler Lothar Matthäus stammt. Sein Vater arbeitete in einem der Puma-Werke, sein Sohn kickte von Kindesbeinen an nur in Schuhen mit der Raubkatze.
Heute ist Adidas einer der größten Sportartikelhersteller der Welt, nur Nike ist noch erfolgreicher. Puma liegt auf dem dritten Platz. Adidas stattet bei der EM unter anderem Deutschland, Belgien, Italien aus, Puma unter anderem Österreich, Schweiz und Serbien. Und der offizielle Spielball, der stammt von Adidas.