Wie aus dem Hinterhalt die eine aufpoppende Erinnerung ans Erwachsenwerden, mit schauerlich flauem Bauchgefühl, Scham, Im-Boden-Versinken-Wollen: Wochentags der sichtbaren Untätigkeit (lanzeln, knotzen, stundenlanges Musikhören in Bauchlage statt Sport oder Alpenvereinstreffen) überführt zu werden, kam einer Niederlage gleich und fühlte sich an wie ein Verstoß gegen ein seit Kindertagen verinnerlichtes Gebot: Der Alltag ruft nach Leistung, Anstrengungsbereitschaft, Produktivität und erkennbarer Betriebsamkeit. Die sogenannten „Antreiber (du musst) waren prestigeträchtiger und genossen eine unangefochtene Vormachtstellung gegenüber den „Erlaubnissen“ (du darfst). Mit einem Stoßseufzer ungeahnten Ausmaßes -Jessasmaria! - höre ich meine mit Scharfsinn reich gesegnete Enkeltochter eine solche Aussage quittieren. Dem vermeintlich Nichtstuenden wurde rasch das Etikett „Nichtsnutz“ verpasst, mit Kränkung und bewusster Abwertung nahm man es nicht so genau. Der bereits vorhandene Wohlstand inklusive sozialstaatlicher Errungenschaften fußte auf dem Wissen, dass nur dort geerntet werden kann; wo gesät und gejätet worden ist. „Von nichts wird nichts“ - ein Dauerbrenner im elterlichen Dialog. So kam es, dass ein väterlicher Besuch zu Studentenzeiten in latente Schuld- und Unzulänglichkeitsgefühle mündete, wenn nämlich gerade Gedankenverlorenheit herrschte und mit müden, von einer langen Nacht gezeichneten Augen Löcher in die Luft gestarrt wurden oder das notwendige, weil das Überleben sichernde „Napserl“ bei laufendem Fernseher auf der Couch stattfand. Das nun als Powernap bezeichnete Ruhen steht in der modernen Unternehmenskultur wegen seiner leistungsfördernden Wirkung hoch im Kurs. Ich bin inzwischen süchtig nach dem großen Glück, das sich dem kontemplativen Schauen verdankt und zweckfrei sich selbst genügt, übrigens die günstigste und einfachste Prophylaxe gegen die in unseren Breiten und Zeiten florierende „Hetz-Krankheit“. Macht Sinn, vor allem für die immerfort Getriebenen.