Bei der Hausarbeit lebe ich streng im Einklang mit den Jahreszeiten. Ein Kellerregal würde ich nie im Sommer putzen, wenn draußen schönes Wetter ist. Im Winter wiederum ist es im Keller zu kalt, da warte ich dann lieber auf den Sommer. So entsteht ein verlässlicher Rhythmus. Man spart Kraft, denn das Verschieben des Putzens ist leichter als das Verschieben des Regals. Auch für Klima, Chemieverbrauch und CO2-Bilanz ist die unablässige Unterlassung unerlässlich. Und wenn man Glück hat, sammeln sich im Regal seltene Erden.
Wichtig ist, dass man das Aufschieben der Arbeit nicht als Scheitern begreift. Ich erachte es im Gegenteil als Pflicht und bin täglich stolz darauf, dass ich es schaffe, so viel nicht zu schaffen. Wie bei laktose-, fett- und zuckerfreiem Essen werbe ich mit Nicht-(Zu-)Taten. Gewissenhaft erstelle ich Not-to-do-Listen, die klar regeln, was ich wann nicht mache. Und in welcher Reihenfolge. Das Nichts bleibt nicht dem Zufall überlassen. Ich teile mir die Untätigkeit ein und kontrolliere die Einhaltung der Enthaltung. Dabei entstehen Synergieeffekte und Nichtlieferketten: Wer nicht schwitzt, muss die Wäsche nicht waschen. Anweisungen lese ich als Ansporn: Sonntags darf man nicht mähen, nachts nicht bohren und so weiter. Irgendwas ist immer.
Auf diese Art bleiben meine Auftragsbücher stets gut gefüllt. Man kommt sich nicht nutzlos vor. Man wird noch gebraucht. Und das ist ja so wichtig für ein glückliches Leben.