Es war eine nette Begegnung, die schon einige Monate zurückliegt. Ich erreiche nach rund zehn Kilometern und tausend Höhenmetern das Steinplan-Schutzhaus in Lobmingtal im Bezirk Murtal. „Was hast du denn da am Buckel?“, fragt mich ein Mann, der in einer netten Pensionistenrunde die Sonne genießt. „Das ist ein Bergmönch“, antworte ich und ernte fragende Blicke.
Ich lege meinen Bergmönch auf den Boden. Einen Rucksack, in dem sich ein klapp- und ausziehbarer Downhill-Roller versteckt. Der ältere Herr, nennen wir ihn Franz, beginnt sich zu interessieren. „Darf ich zuschauen, wenn du das zusammenbaust?“ – „Sicher, gerne.“
Ich klappe das Vorderrad aus, fixiere eine Steckverbindung. Franz kommt aus dem Staunen nicht heraus, als ich eine Stoffklappe im Rucksack öffne, hinter der sich ein Hebel verbirgt. Ich löse ihn, ziehe dann meinen Bergmönch in die Länge wie einen Teleskop-Wanderstock. Jetzt die Fußrasten ausgeklappt und das Ding ist nach wenigen Minuten fahrbereit.
„Des gibt’s net“, sagt Franz und setzt eine überraschende Bemerkung nach: „Weißt du, wie oft ich in der Nacht wach gelegen bin und nachgedacht habe, wie ich so ein Gerät bauen könnte? Und jetzt kommst du mit so was daher.“ Ich esse und trinke etwas, während der offenbar technisch versierte Franz den Rucksack-Roller bis ins Detail inspiziert: „Wahnsinnsqualität“, attestiert er.
Den geländegängigen Bergmönch mit Stoßdämpfern und Scheibenbremsen haben einst zwei junge Ingenieure aus Bayern entwickelt, 2010 startete die holländische Firma Koga mit der Serienproduktion. Auf dem Markt hat der Zehn-Kilo-Roller, der sich auf dem Rücken dank eines Top-Rucksackes weniger schwer anfühlt, nicht bestanden. Die Produktion wurde eingestellt. Es gibt den Roller nur noch gebraucht in der Preisklasse von 400 bis 700 Euro auf Plattformen wie „Willhaben“, wo auch ich vor zweieinhalb Jahren zugeschlagen habe.
Streit mit Grundbesitzern mag ich weniger, deshalb benutze ich für Abfahrten mit dem Bergmönch nur legale Strecken. Okay, sagen wir fast nur. Meist geht’s gleich von der eigenen Haustür weg. Das ist der Vorteil, wenn man am Fuße der Seckauer Tauern daheim ist. Da lässt es sich auch zwischendurch eine Stunde mit zehn Kilogramm auf dem Rücken bergauf schnaufen und dann in wenigen Minuten wieder zurück nach Hause rollen. Eine wunderbare Kombination aus Zeitökonomie, Konditionstraining und Spaßfaktor.
Der Bergmönch beschert mir die Fitness meines Lebens, und die Nachbarn haben sich an den seltsamen Anblick auch schon gewöhnt, wenn ich losstarte. Bei den Abfahrten bin ich kein Freund des Risikos und immer heil heimgekommen. Bergmönch heißt das Gerät übrigens, weil man beim Fahren nicht nur auf Fußrasten stehen, sondern auch auf dem Rucksack knien kann.
Die Assoziation mit einem Mönch täuscht aber, denn klösterliche Zurückgezogenheit ist nicht angesagt. Egal, wo ich hinkomme, es gibt Gesprächsstoff, das Ding lässt keinen kalt. Besitzer hochgezüchteter Bikes haben meist nur ein mildes Lächeln übrig; andere staunen, fragen, sinnieren. Oft gehört: „Das wär auch für mich gut, weil mir beim Owigehen immer die Knie so wehtun.“ Wer das Aufigehen mit zehn Kilogramm am Rücken nicht scheut, kann schmerzbefreit owifahren – ohne Knieschmerzen, dafür mit einem endlos breiten Lächeln.