Dichter Nebel umhüllt das Gipfelplateau am Zirbitzkogel. Das traditionsreiche Zirbitzkogel-Schutzhaus ist erst auf den letzten Metern als Gebäude zu erkennen. Bei solchen Wetterverhältnissen ist man froh, wenn eine heimelige Hütte Einkehr gewährt. Wenn auch die Gesichter der Bergsteiger angesichts der nicht vorhandenen Aussicht lang werden. Aber es hilft nichts, der Berg hat seine eigenen Gesetze – dazu gehört auch das Wetter. Gerade am Zirbitzkogel kann es leicht passieren, dass der Gipfel auch bei besten Wetterlagen ringsum von einer hartnäckigen Wolkendecke eingehüllt bleibt und es vorerst nichts wird aus dem erhofften Blick übers Land.
Es kann sich aber lohnen, zuzuwarten. Nicht selten sind gerade jene Momente am schönsten, wenn sich der Nebel wieder hebt und sich die Sonne ihren Weg durch den Schleier bahnt. Es ist, als ob die Natur kräftig durchatmen würde. Nach und nach wird der Blick ins Tal und auf die umliegenden Berge frei: Die atemberaubende Fernsicht vom Gipfel reicht über die Steiermark nach Kärnten und über den Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen bis zum Dachstein.
Die Überschreitung des Zirbitzkogels von Neumarkt über Mühlen mit der am Fuße des Berges gelegenen, legendären Tonnerhütte nach Obdach, vom Naturpark Zirbitzkogel-Grebenzen ins Zirbenland, ist mit Sicherheit einer der ganz großen Höhepunkte auf der „Vom Gletscher zum Wein“-Wanderroute.
Angesichts der schönen Aussicht am Zirbitzkogel mag man sich so gar nicht von diesem magischen Ort trennen. Nicht verwunderlich, dass die Altvorderen das Zirbitzkogelhaus bereits vor mehr als hundert Jahren hier oben, nur wenige Meter unterhalb des Gipfelkreuzes, errichtet haben. Schon damals schätzte und bestimmte man den gut erreichbaren Ort am höchsten Punkt der Seetaler Alpen als idealen Hüttenstandort. Das am 9. Oktober 1870 eröffnete Haus gilt als die älteste und eine der höchst gelegenen Schutzhütten der Steiermark. Eine Legende. Bevor aber neuerlich eine Wolke auf den Gipfel zusteuert und die Aussicht wieder zunichtemacht, sollte man sich auf den Weg nach Obdach machen.
Von dort geht es am nächsten Morgen in Sichtweite zur steirisch-kärntnerischen Landesgrenze hinauf auf den Speikkogel. Das mächtige Windrad eine Etage weiter unten verrät, dass es hier „zugig“ werden kann. Entlang der Baumgrenze führt die „Zielgerade“ zur nächsten legendären Raststation, dem Salzstiegelhaus.
Herbert Raffalt wandert mit Klaus Höfler