In Berlin wird immer gebaut. Und wie beim Flughafen kann es auch einmal ein bisschen länger dauern. So wird gerade das am Kreuzungspunkt der touristischen Wege durch Berlin liegende ehemalige Berliner Schloss zu neuem Leben erweckt. Wo nach dem Zweiten Weltkrieg das stark beschädigte Bauwerk stand – unter der DDR-Regierung wurden die Überreste gesprengt – entstand später der Palast der Republik.
Dieser Prestigebau wurde nach der Wende ebenfalls abgerissen und macht nun wiederum dem Schloss Platz: Dabei entspricht der Neubau an drei Seiten dem Original, während die Ostseite modern ist. „Das Schloss wird zukünftig das Humboldt-Forum beherbergen. Wir öffnen coronabedingt, nach mehreren Verschiebungen, nun ab 20. Juli. Vorerst zwei Stockwerke mit insgesamt sechs Ausstellungen,“ sagt Pressechef Michael Mathis.
Das Haus mit insgesamt sechs Portalen soll aber auch Ort des kulturellen Austauschs sein. So wird es Permanent-Ausstellungen zu den Themen Ozeanien und Afrika, sowie ein Museum für asiatische Kunst geben. 250 Mitarbeiter des Forums sowie weitere zahlreiche Guides sollen nach Fertigstellung im Schloss arbeiten.
Gleich hinter dem Berliner Dom in Richtung Norden gibt es einige Bauten, die ebenfalls der Restaurierung bedürfen. Neben der recht neuen James-Simon-Galerie befinden sich hier noch eine Reihe weiterer Kunsttempel, darunter das Pergamonmuseum. Dieses soll mit einem vierten Trakt versehen und alle Gebäude durch einen unterirdischen Gang verbunden werden. „2033 sollen alle Baumaßnahmen abgeschlossen sein. Da aber derzeit ein Bauboom herrscht, ist es schwierig überhaupt entsprechende Angebote von Firmen zu erhalten“, so Ralf Nitschke, Leiter der Bauplanung.
Fertig ist hingegen schon das Futurium, dass vor zwei Jahren aufsperrte. Ein – wie der Name schon suggeriert – Haus der Zukunft. Es beherbergt Ausstellungen mit lebendigen Szenarien, die absehbar, denkbar und wünschbar sind. Dabei geht es vor allem um die große Frage: Wie wollen wir leben?
Dem Berlin-Besucher stellt sich stets die Frage: Was wollen wir unternehmen? „Unsere Stadt ist flächenmäßig eine der größten Europas. München, Stuttgart und Frankfurt zusammen passen in die Fläche. Ich jedenfalls hatte, aufgrund der vielen Möglichkeiten, auch zu Mauerzeiten nicht den Eindruck eingesperrt zu sein“, erzählt Tourguide Ullrich Killian.
Eine Fahrt entlang der Havel etwa führt zum Wannsee, ein Erholungsgebiet mit zahlreichen prunkvollen Villen. Einer der Wege Richtung Potsdam führt von hier aus über die Glienicker Brücke, deren Mitte einst die Zonengrenze bildete und Ort zahlreicher Gefangenenaustausche war. Nicht weit entfernt davon steht das sehr bekannte Schloss Cecilienhof, das das Adelsgeschlecht der Hohenzollern bis in die 1930er-Jahre des letzten Jahrhunderts im englischen Tudorstil erbauen ließen.
Ein Fixstern in Potsdam ist zweifelsohne Schloss Sanssouci. Eines der bekanntesten Hohenzollernschlösser, erbaut ab 1743 unter Friedrich II., der 46 Jahre regierte und die Skizzen für den Bau mit Lustgarten und Weinbau selbst lieferte. Später wurde das Gebäude noch um zwei Trakte erweitert. Auf 300 Hektar erstreckt sich ein Park mit zahlreichen Sehenswürdigkeiten, Skulpturen, Wasserspielen und formvollendete Gartenpartien.
Auf dem Weg zurück in die Innenstadt, passiert man dann ein kleines Brandenburger Tor, das allerdings zehn Jahre älter ist, als jenes in Berlin. Erbaut wurde Potsdam von Friedrich I., der hier seine Soldaten und seine Garde einquartierte. Sehenswert ist das holländische Viertel, das durchwegs aus Backsteinbauten besteht.
Herzstück der „Soldatenstadt“ ist aber der Alte Markt, unter Friedrich dem Großen in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Havelnähe als römischer Platz gestaltet. „Zahlreiche Bauten wurden in der Bombennacht des 14. April 1945 zerstört. Die Ruinen des alten Stadtschlosses hat man abgerissen, im Jahre 2002 entstand hier das neue Landtagsgebäude“, weiß Guide Ingrid Bathe über ihre Stadt zu erzählen.
Ebenfalls zerstört und zwischen 2013 und 2016 rekonstruiert wurde der klassizistisch-barocke Palast Barberini, dessen architektonisches Vorbild und Namensgeber der Palazzo Barberini in Rom war. Finanziert durch den SAP-Mitbegründer Hasso Plattner, beherbergt das Museum unter anderem Ausstellungen impressionistischer Kunstwerke und hat sich mit bis zu drei Schauen im Jahr als eines der meistbesuchten Deutschlands etabliert.
Schmecken lassen sollte man sich unbedingt ein Abendessen bei Katrine Lihn, einer Potsdamer Gastrosophin und Köchin, die brandenburgische Einblicke ins Kulinarische in ihrem privaten kleinen Salon gibt.
Arnulf Perdacher