Einkehrschwung in die eigene Vergangenheit: Ein Kinderskikurs auf der Tauplitz in den späten 1970er-Jahren begann mit einer angsteinflößenden Fahrt auf einem durch den dichten Wald und über tiefe Schluchten gespannten Einser-Sessellift. Die in den 1950er-Jahren in Betrieb genommene Anlage galt einmal als der längste Sessellift der Welt.
Eingepackt in eine tonnenschwere Filzdecke kam man oben nach einer Dreiviertelstunde meist mit einem feuchtnasskalten Wollskihandschuh weniger und einer Portion Respekt mehr vor den im eisigen Wind dahinschwingenden Sesseln halb erfroren an. Eine Matratzenlager-Woche später hatte man nicht nur sonnengerötete Wangen, sondern auch gefühlte 7000 Fahrten mehr mit dem hausnahen Schlepplift auf dem Konto.
Carvingschwung ins Heute: Aus dem wackeligen Einser- ist ein komfortabler Vierersessellift von Tauplitz-Ort (samt neuem Parkplatz, neuem Skidepot, neuer Gastronomie) hinauf auf die Alm geworden, den Schlepplift am Traweng-Hang am Ostrand des Skigebiets gibt es schon lange nicht mehr, die Hütte schon.
Wo heute ein Appartementhaus die von der Liftgesellschaft übernommenen Hotels Alpenrose und Berghof ergänzt, gab es damals einen kleinen Gemischtwarenladen samt Bankschalter, an dem Schecks in „echtes“ Geld umgetauscht werden konnten. Der Geldbote war als „mobiler Bankomat“ dafür mit einem Rucksack voll Geld im Skigebiet unterwegs. Geblieben von dieser „Welt von gestern“ ist Österreichs einziger Briefträger, der für sein Adressaten-Revier als „Dienstfahrzeug“ auf ein Paar Ski zurückgreift.
Die im Normalbetrieb 17 Liftanlagen sind längst runderneuert. Ausbaupläne liegen in der Schublade. Den einst ersten – in den 1930er-Jahren – konzessionierten Schlepplift Österreichs gibt es nicht mehr, dafür seit zehn Jahren eine Gondel auf den neu erschlossenen Mitterstein. Dessen Pisten gehören zum Feinsten, was die Steiermark südhangmäßig für Genusscarver zu bieten hat.
Dazu kommen damals wie heute großzügige Off-Piste-Varianten für Freerider – Beispiel Lawinenstein und Schneiderkogel. Von oben verliert sich der Blick nicht nur in einer Panoramapracht zwischen Totem Gebirge, Grimming und Dachstein-Massiv. „Unten“, am Fuße des 1765 Meter hohen Schneiderkogels, lassen sich auch die Umrisse des Großsees unter der Schnee- und Eisdecke erahnen.
Gleich neben dem dort aufgespannten Schlepplift verlief einst die Teststrecke einer Skifirma. Granden wie Franz Klammer probierten hier ihr Material aus, im Sturzflug den Hang hinunter und quer über den zugefrorenen See bis ans gegenüberliegende Ufer.
Die Rennfahrer sind ein paar Berge weitergezogen. Die Familien haben die 43 Kilometer Pisten des extrem schneesicheren Skigebiets als generationenübergreifend ideales Terrain für sich entdeckt. Eigentlich waren sie ja nie weg. Manche Eltern von heute suchen bei den hurtigen Sesselliftfahrten unterbewusst wohl noch immer nach dem Handschuh, der sich einst hier Richtung Schlucht verabschiedete.
Von Klaus Höfler