Krisengewinner? Die Tourenskifahrer. Denn in normalen Wintern herrscht für die liftverweigernden Geländeaficionados im gesamten Skigebiet Katschberg ein – gut ausgeschildertes – Verbot. „Skifahrer und Tourenskifahrer passen nicht zusammen“, begründet Josef Bogensperger, Chef der Liftgesellschaft. „Gefahrenabwehr“ heißt es offiziell mit Verweis auf mögliche Kollisionen mit anderen Skifahrern oder Pistenpräparierungsgeräten.

Diesen Coronawinter aber ist alles anders. Die Sessellift-Verbindung zwischen Aineck und Tschaneck, den beiden zentralen Bergen des Skigebiets, war und wird nicht geöffnet. Durch die geschlossenen, pistennahen Hotels fehlt es an der notwendigen Gästefrequenz. Dafür haben Tourenskifahrer die „Direttissima“, wie sich die momentan gesperrte Piste unter der derzeit stillstehenden Aineckbahn vielversprechend nennt, als Sportplatz erobert. „Sie sind geduldet“, relativiert Bogensperger.

Das Maskottchen „Katschi“ sorgt für gute Stimmung im familienfreundlichen Skigebiet
Das Maskottchen „Katschi“ sorgt für gute Stimmung im familienfreundlichen Skigebiet © AchimMeurer.com
Dieses Video könnte Sie auch interessieren

Das Toleranzpatent zaubert den wortwörtlichen „Tour-isten“ aber ein mindestens so breites Lächeln ins Gesicht, wie es „Katschi“, das knallblaue Maskottchen des Skigebiets, spazieren trägt. Die gute Laune überrascht nicht. Sie regiert auch auf den übrigen Pisten. 70 Kilometer sind es, die dafür insgesamt und in Normalwintern zur Verfügung stehen.

Wie viele davon aktuell geöffnet haben, hängt vom Wochentag ab: Unter der Woche läuft derzeit coronabedingt nur ein „Minimalbetrieb“ (Bogensperger), an den Wochenenden ein „erweiterter Betrieb“. Der Attraktivität der breiten Pisten tut das keinen Abbruch. Für Racer empfiehlt sich die mit pfiffigen Geländekanten geschmückte Tschaneckpiste, für Cruiser das Pistentrio Gamskogel, Freiberg, Königswiese und für Anfänger der Übungshang beim Königswiesenhang-Sessellift.

Eine Kapelle inmitten von Skipisten
Eine Kapelle inmitten von Skipisten © Klaus Höfler

Und dann wären da noch zwei Extrakategorien: Panorama-Junkies werden verschneite Gipfelketten serviert, die ans Karakorum erinnern. Und Romantik-Freaks kommen bei der kleinen Kapelle gegenüber der Gamskogelhütte auf ihre Rechnung. Eine Kärntnerin hatte das Kleinod als Dank für eine Heilung auf diesem Kraftplatz errichten lassen. Heute ist es ein beliebter Platz für Hochzeiten, wovon der mit roten Holztaferlherzen geschmückte Zaun zeugt.

Der Blick von dort schwingt sich durch die Senke der Katschberghöhe und über die Landesgrenze zwischen Kärnten und Salzburg rauf aufs 2220 Meter hohe Aineck. Vor rund zehn Jahren wurde der Berg auf Salzburger Seite vom Skigebiet auf Kärntner Seite inhaliert. Heute liegen fertige Pläne für eine Kabinenbahn (statt des Sessellifts) am Tisch. Corona ließ Josef Bogensperger den Neubau und die Errichtung eines Kinderlands am Gipfel für den Sommerbetrieb aber vorerst verschieben. Dieses Kapitel der Geschichte des Familienbetriebs muss warten.

Begonnen hat sie mit Bogenspergers Großvater Hias, einem Sägewerksbesitzer aus Tamsweg, der bei seinen Fahrten über den Katschberg gelegentlich Kinder samt Schlitten mitnahm und dabei auf den Gedanken kam, diese Form des Aufstiegs zu professionalisieren. Er errichtete den ersten Lift auf das Tschaneck. Das war vor 65 Jahren.

Mehr zum Thema