Einer der schönsten Riesentorlaufhänge überhaupt“, sagt Bernhard Plank – und blickt von der Talstation des Sessellifts rechts die Piste hinauf. Plank ist als Chef der Skilifte auf der Grebenzen zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit befangen. Aber wie bestellt bolzen gerade hoffnungsvolle Nachwuchsrennläufer im Rahmen eines FIS-Rennens über den leicht kupierten Hang.
Die Tempojagd der Weltmeister von morgen stört den normalen Publikumsbetrieb nicht. Die Rennstrecke ist gut abgesperrt, die Piste daneben, die auf den geheimnis- und klangvollen Namen „Pabstin-Stich“ hört, breit genug.
Oder man weicht einfach ein Stockwerk höher aus. Es braucht drei hektikbefreite Schleppliftfahrten, bis man vom zentralen Sessellift ganz oben auf der Grebenzen Höhe angekommen ist. Bis zum Gipfelkreuz am Plateau auf 1870 Meter Seehöhe sind es dann nur ein paar kräftige Stockschübe. Das Kreuz ist auch Zielpunkt vieler Skitourengeher, die den Berg an der Grenze zwischen Kärnten und der Steiermark als optimales Auslaufgebiet schätzen. Die Touren führen außen am Skigebiet vorbei durch die Wälder.
Oben wartet zur Belohnung der extra ausgeschilderte Grebenzenblick. Lohnt sich. Der Berg weiß das. „St. Lambrecht. Mein Gott. So schön“, erinnern Zusatztaferln auf den Pistenwegweisern wenig bescheiden. Der Slogan verbindet die alpine Naturpracht mit der Kultur im Tal, wo das imposante Stift St. Lambrecht auf eine fast tausendjährige Geschichte als Klosterstandort verweisen kann.
Die Lifte, die die 27 Pistenkilometer erschließen, sind nicht annähernd so alt, Erneuerungs- und Ausbaupläne verschiedenster Art kursieren trotzdem, ohne es derzeit in die Nähe einer Spruchreife zu schaffen. Gut geeignet für Familien mit Kindern ist der Berg auch so. Der Parkplatz liegt in Gehweite zu Kinderland und Tellerlift (für Kinder bis 6 Jahre gratis), als Alternative pendelt nachmittags ein Rodeltaxi.
Parkplatz in Griffweite zum Kinderlift, Rodelspaß, Tourengeherparadies, beschauliche Schleppliftidylle und mittelsteile Pisten: Das alles gibt es auch die Landesgrenze entlang ein paar Kilometer weiter östlich auf der Rieseralm. Knorrige Baumstammschnitzfiguren fungieren als Wegweiser auf der Serpentinenstraße hinter Obdach hinauf auf 1400 Meter Seehöhe.
Die Straße endet, wo die Welt der Familie Stocker beginnt. In dritter Generation wird in Sichtweite zum Zirbitzkogel ein Gasthaus samt angeschlossenen Skiliften betrieben. „Am Vormittag Kellner, am Nachmittag Pistenpräparierer, dazwischen Liftwart“, beschreibt Juniorchef Patrick Stocker den Arbeitsalltag: „Man packt an, wo gerade jemand fehlt. In einem Familienbetrieb geht das nicht anders.“
Der erste Schlepplift, den Patricks Großvater Anfang der 1960er-Jahre gebaut hat, fährt (mit neuem Seil) immer noch. Ausbaupläne hat man aber auch hier. Ein Kinderland soll kommen, ein Skischulbetreiber wird seit Längerem gesucht. Für zusätzliche Lifte fehlt im Gegensatz zu den Gemeindeliften in der Nachbarschaft die Unterstützung der öffentlichen Hand.
Und auch von den großen Skigebieten würde sich Stocker mehr Hilfe bei einer möglichen Nachnutzung dort ausrangierter Liftanlagen und bei komplexen Rechtsfragen wünschen. „Es wird leider allzu oft vergessen, dass es für den Skizirkus der Großen auch die kleinen Skigebiete braucht, um Nachwuchs zu bekommen“, gibt Stocker zu bedenken.
Auf der Rieseralm sorgt man jedenfalls für umfassende Bespaßung der Jugend. Neben jedem Lift gibt es Waldwegerln und Buckerlbahnen, neben dem Doppelschlepper sogar einen kleinen Funpark und die Pisten „Kanonenrohr“ und „Off road“ heißen aufgrund ihrer Geländeneigung so – und nicht, weil in der Nähe der Truppenübungsplatz des Bundesheers liegt.
Klaus Höfler