War James Bond eigentlich schon einmal hier? Oder das „Mission Impossible“-Team? Die Gipfelregion der Koralpe gibt nämlich alles her, was es für eine oscarreife Geheimagentenfilmkulisse braucht: zum einen viel menschenleere Gegend, zum anderen architektonisch auffällige Technik-Anlagen. Hier, knapp über 2000 Meter Seehöhe, findet sich beides.

Herüben auf dem Steinschober-Plateau thronen der 50 Meter hohe Betonturm und die Antennenschüsseln der Sendeanlage. Drüben, keine zwanzig Gehminuten entfernt, am Großen Speikkogel, kleben die beiden Radaranlagen des Bundesheers und der zivilen Luftfahrtbehörde Austro Control neben dem Gipfelkreuz. Ihre kugelrunden Kuppeln erinnern an überdimensionale Pilzköpfe.

Dank der spektakulären Schnee- und Eiskrusten, die der mitunter bissige Wind an die Außenhaut gespuckt hat, wirken sie harmlos-idyllisch. Im Inneren verbirgt sich aber jede Menge Technik zur Luftraumüberwachung. Das perfekte Versteck für einen Film-Bösewicht. Vielleicht sitzen also plötzlich einmal Daniel Craig oder Tom Cruise neben einem am Burgstallofen-Sessellift ...

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Der Wind als Baumeister bizarrer Schneegebilde, hier neben den Radaranlagen des Bundesheers
Der Wind als Baumeister bizarrer Schneegebilde, hier neben den Radaranlagen des Bundesheers © KK

Noch aber gilt: Geheimtipp statt Geheimagent. Auch den besonderen Umständen dieses Winters ist es geschuldet, dass man mit dem Mindestabstand keine Probleme hat und sich die Pisten mit überschaubar wenig Mitgenießern teilen muss. Vor allem vormittags unter der Woche.

An den Nachmittagen sucht vermehrt Nachwuchs aus der Umgebung auf den Abfahrten Ablenkung vom Homeschooling. Dann heißt es Schlepplift statt Schulheft. Allein der Hipfllift bietet fünf Varianten, sich statt mathematischen skifahrerischen Kurvendiskussionen zu widmen. Großzügige Pistenbreiten, mittelsteile Hangneigungen und sanfte Kuppen liefern perfekte Carvingverhältnisse.

Fahrendes Aussichtsbankerl: Der Burgstallofenlift ist nach einem Sturmschaden wieder in Betrieb
Fahrendes Aussichtsbankerl: Der Burgstallofenlift ist nach einem Sturmschaden wieder in Betrieb © Klaus Höfler

Einige der natürlichen Bodenwellen sind Folgen der unter der Schneedecke versteckten Wanderwege, die sich wie ein feinmaschiges Netz über die Koralpe und ihre Nachbarberge spannen. Manche der Routen folgen historischen Spuren durch das Grenzgebiet zwischen Kärnten und der Steiermark. Bis zum Ausbau der Straßenübergänge auf der nahen Weinebene, Hebalm oder Pack waren die Saumpfade wichtige Verkehrswege. Anekdoten von damals strahlen mit bedrückender Aktualität ins Heute: Ab 1712 wurden als Maßnahme gegen die Ausbreitung der Pest an der Grenze bewachte Straßen- und Wegsperren errichtet, die den Personen- und Warenverkehr in die Nachbarländer verhindern und damit die Ausbreitung der Seuche erschweren sollten.

Nicht aufhalten konnte man aber schon damals den grenzenlosen Rundumblick. Lässt man ihn eine komplette 360-Grad-Runde laufen, liegen einem die Weststeiermark sowie das Lavant- und Drautal zu Füßen. Man sieht bis zu den verschneiten Gipfelketten in Slowenien, Oberkärnten und der Obersteiermark – und bereut, dass man am Wasserhang-Gipfellift nicht verkehrt fahren kann, um dieses Panorama beim Bergaufgeschlepptwerden bewundern zu können.

So braucht es Genusshaltestopps beim neu errichteten Schutzhaus oder bei der Burgstallofen-Bergstation – die schon bald neue Nachbarn bekommen soll: Die Pläne für ein Almgasthaus und einen größeren Speicherteich für die an ihre Leistungsgrenze stoßende Beschneiungsanlage liegen unterschriftsreif vor. Weniger konkret ist die angedachte Wiederbelebung des auf alten Karten noch eingezeichneten Sonnseitenlifts auf dem St. Andräer Teil der Koralpe. Aber auch so bleiben 24 Pistenkilometer – familientauglich und geheimagentenfrei.

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