Während Skigebiete im Osten Österreichs vereinzelt regelrecht überrannt worden sind und anderswo (etwa Ischgl) die Lifte noch gar nicht eingeschaltet wurden, liegt Kitzbühel – kurz vor dem Hahnenkammrennen – in einer Art Dornröschenschlaf.

Hätten nicht am Dienstag 18 im Nachbarort Jochberg wohnhafte Briten, die womöglich mit einer Corona-Mutation infiziert sein könnten, auch die Gamsstadt in die Schlagzeilen gebracht, wäre Kitz seit Monaten kein Thema gewesen. In Zeiten wie diesen wohl das Beste, was einem Wintersportort passieren kann.

Dabei passiert in Kitzbühel seit 24. Dezember womöglich Einmaliges: Einige Liftanlagen sind geöffnet – dennoch gibt es Tage, da hat man das Gefühl, die Pisten gehörten einem ganz allein. Das stimmt natürlich nicht, denn zumindest auf dem Hahnenkamm ist immer etwas mehr los. Aber im Vergleich zur „alten Normalität“ (mit über 30.000 Gästen an Spitzentagen) gilt heuer regelmäßig: freie Fahrt. Und das nicht nur auf den Pisten, sondern auch an den Liften, wo es kaum zu nennenswerten Wartezeiten kommt.

Keine langen Schlangen an den Liften
Keine langen Schlangen an den Liften © ALPINGUIN

Zu dem Privileg, als Skifahrer seinen Sport während einer Pandemie überhaupt ausüben zu dürfen, kommt noch der Platz auf den Pisten. Vor allem der Pass Thurn bietet derzeit dermaßen viel davon, dass man bei einer Abfahrt teilweise nicht einmal fünf Gleichgesinnten begegnet. Auch auf dem – seit 11. Jänner nur mehr wochenends geöffneten – Kitzbüheler Horn ist man ziemlich „allein“.

Auffällig ist auch die Disziplin der Wintersportler: Unmaskiert ist niemand, schlampig maskiert nur die wenigsten und auch die (in Gondeln und Sesselliften mit Bubble verpflichtende) FFP2-Maske scheint jeder mit sich zu führen. Besonders disziplinierte tragen sie sogar ständig – also auf dem Lift und auf der Piste. In diesem Fall braucht es aber einen sehr langen Atem, denn befreites Durchschnaufen ist unter dem genormten Mundschutz nicht möglich. Zudem schmeckt die frische Bergluft durch eine Maske einfach alles andere als frisch – im Gegenteil.

Die FFP2-Maske gehört heuer zur Skiausrüstung
Die FFP2-Maske gehört heuer zur Skiausrüstung © ALPINGUIN

Der Versuch, einen Schlauchschal zum dauerhaften Mundschutz umzufunktionieren, scheitert übrigens innerhalb von wenigen Minuten – so schnell ist das Baumwolltuch vom Atem durchnässt. So lästig es auch sein mag, aber die Mund-Nasen-Bedeckung vor jeder Liftfahrt aufs Neue zu „justieren“, scheint nach der Erfahrung von sechs Skitagen am sinnvollsten.

Wer sich in diesem so wackeligen Winter entweder die Saisonkarte oder die Tageskarte ganz ersparen möchte, schnallt übrigens die Tourenski an. Innerhalb eines Skivormittags begegnet man verlässlich zwischen 30 und 50 Tourengehern am Pistenrand.

Skitourengeher abseits der Pisten
Skitourengeher abseits der Pisten © KITZBÜHELER ALPEN

Exemplarisch für die Situation sind auch die Kennzeichen auf den Autos, die auf den Parkplätzen der Zubringerlifte stehen: Beim Kitzbüheler Horn parken fast ausschließlich Einheimische, auf dem Pass Thurn – im Grenzgebiet zwischen Tirol und Salzburg – ebenso.

Nur auf dem Hahnenkammparkplatz sprechen die Nummernschilder eine internationalere Sprache – sofern man München und Starnberg in Bayern als international durchgehen lassen möchte. Wer dieser Tage in Kitzbühel Ski fährt, lebt hier oder hat einen Zweitwohnsitz in der Umgebung.

© KITZBÜHELER ALPEN

Dass Kitzbühels Pisten heuer so viel Platz bieten, liegt in der Gästestruktur: Zwischen 40 und 50 Prozent der Skifahrer stammen aus dem Ausland (Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden) und solange die Hotels geschlossen bleiben und die Einreise in eine verpflichtende Quarantäne mündet, wird sich daran nichts ändern.

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