Während die Stadthotellerie ums Überleben kämpft, tauchen die österreichischen Wellnesshotels bisher vergleichsweise entspannt durch die Coronakrise: „Die Auslastung nach dem Lockdown war so gut, dass wir für unsere Tester oft nur schwer Zimmer buchen konnten“, sagte Christian Werner, Herausgeber des Wellnesshotelführers Relax-Guide anlässlich der Präsentation der 22. Ausgabe.
Das Ergebnis: 245 von 1108 getesteten Wellnesshotels können sich mit ein bis vier Lilien schmücken, die die Redaktion als Gütezeichen vergibt. „Trotz der widrigen Bedingungen hielten die meisten Häuser ihr Niveau, 28 Hotels konnten sich im Vergleich zum Vorjahr verbessern“, sagt Werner. Unter den vier Betrieben, die mit der vollen Punktezahl bewertet wurden, finden sich „Der Steirerhof“ in Bad Waltersdorf und das „Feuerberg Mountain Resort“ auf der Kärntner Gerlitzen. Es gab aber nicht nur Gewinner: 120 Häuser wurden, wenn auch meist nur geringfügig, schlechter bewertet als im Vorjahr.
„Dieses Mal flossen in die Bewertung auch Hygiene und Covid-19-Maßnahmen ein. Und auch, wie das Sicherheitskonzept den Gästen kommuniziert wird“, sagt Geschäftsführerin Eva Werner. Nach dem Lockdown hätten viele Wellnesshotels sofort reagiert – sei es mit weniger Liegen im Spa und Personen in der Sauna, serviertem Frühstück statt Buffet oder der Schließung ihres Wellnessbereichs für Tagesgäste.
Diese Maßnahmen goutierten auch die Gäste: Bei einer Umfrage unter rund 2000 Personen, die im Sommer in einem Wellnesshotel Urlaub gemacht haben, gaben 88 Prozent an, dass ihr Hotel die Situation ernst nahm. 89 Prozent meinten, dass sich auch andere Urlauber rücksichtsvoll verhielten – also dass sie Abstand hielten, Mund-Nasen-Schutz trugen und in engen Bereichen Körperkontakt vermieden.
Die Pandemie hat aber auch die Wünsche der Gäste verändert: „Zwar habe sich der Trend zu mehr Privatheit und Natur in den letzten Jahren abgezeichnet, durch Corona hat sich das aber noch einmal deutlich verstärkt“, sagt Werner. Die Nachfrage nach Outdoorangeboten wie Waldbaden oder Sonnenaufgangswanderungen ist gestiegen, immer mehr Betriebe bieten Zimmer mit eigener Sauna.
Bei den Häusern, die im Vergleich zur Zimmeranzahl am meisten Spafläche bieten, liegt das Dorfhotel Fasching in Fischbach unter den Besten: „Wir haben in den letzten Jahren stark ausgebaut, das kommt uns jetzt zu Gute. Die Gäste haben nie das Gefühl, dass das Haus voll ist und können gut Abstand halten“, sagt Peter Fasching, der das Vier-Sterne-Superior-Hotel führt. „Wir haben Gäste, die heuer schon zum vierten Mal kommen, weil sie sich bei uns sicher fühlen.“ Profitiert hat der Betrieb in der Oststeiermark auch, weil traditionell Stammgäste und Urlauber aus Österreich einchecken. „Wir hatten eine wirklich gute Saison. Auch der Ausblick für Herbst und Winter ist vielversprechend“, sagt Fasching. Dennoch ist beim Buchen eine Unsicherheit zu spüren: „Immer wenn Reisewarnungen ausgesprochen werden, gibt es auch Stornos. Generell merken wir, dass die Kunden kurzfristiger buchen.“
Über ein starkes Jahr freut man sich auch im „Feuerberg Mountain Resort“ auf der Kärntner Gerlitzen: „Damit die Gäste von all den Maßnahmen nichts merken, die das Urlaubsgefühl trüben könnten, muss man hinter den Kulissen wirklich sehr hart arbeiten“, sagt Hotelier Erwin Berger. „Wir haben die Zeit des Lockdowns genutzt, um uns intensiv auf die Saison vorzubereiten und sind dann gleich mit einem vollen Haus durchgestartet. Auch die Buchungslage bis zum Ende des Jahres sieht sehr gut aus.“ Sogar Positives kann Berger aus der Krise mitnehmen: „Wir haben uns nie getraut, statt dem Frühstücksbuffet Tischservice anzubieten. Jetzt war es nötig und es hat sich herausgestellt, dass die Gäste das sogar lieber mögen.“
Generell zeige sich, dass Unternehmer, die aus der Not eine Tugend gemacht und die Krise zur Qualitätssteigerung genutzt haben, sich besser schlagen als jene, die ihr mit Angst begegnet sind, attestiert Eva Werner. Nicht beeinflussen können die Hoteliers Reisewarnungen, wie sie von anderen Ländern unter anderem gegen Tirol oder Vorarlberg erlassen wurden: „Das ist für die betroffenen Betriebe sehr bitter. Im Westen sind derzeit in einigen Betrieben mehr Mitarbeiter als Gäste in den Hotels, während die Häuser im Osten einen starken Herbst haben.“