"Du warst in Cortina? Ach, wie schön – in Südtirol.” Nein, halt! Nicht Südtirol sagen! Das hören die Ampezzaner gar nicht gern. Der renommierte Berg- und Wintersportort Cortina d’Ampezzo wird zwar von den Dolomiten gesäumt, liegt aber in der Provinz Belluno im Veneto. Die echten Ampezzaner sind auch nicht nur Bewohner. Sie sind in „Regole“ organisiert – Genossenschaften von Wald-, Alm- und Weidenbesitzern. „Grund darf nur verkauft werden, wenn alle Mitglieder der Regole zustimmen“, erklärt Alex Luisotto vom Cortina Marketing.

Damit konnte der Ausverkauf der Heimat gestoppt werden, der in den Jahren nach den Olympischen Winterspielen 1956 seinen Ausgang nahm, die wiederum Cortina internationale Reputation brachten – nicht nur weil damals ein gewisser Toni Sailer alle drei alpinen Skibewerbe gewann. 70 Jahre danach, im Jahr 2026, werden die Olympischen Spiele nach Cortina (und Mailand) zurückkehren. Zuvor wird auf der Tofana-Abfahrt, dem einstigen „Wohnzimmer“ von Renate Götschl (zehn Siege) und Lindsey Vonn (zwölf Siege), schon bei der Ski-WM im Februar 2021 um Medaillen gekämpft.

Mit dem Ultra-Trekking will Alex Luisotto Seen, Wasserfälle und Berge verbinden
Mit dem Ultra-Trekking will Alex Luisotto Seen, Wasserfälle und Berge verbinden © Wolfgang Fercher

Bevor endgültig der Heinz Prüller in uns erwacht – wir sind ja eigentlich zum Wandern hier. Alex, der schon öfters auf dem Jakobsweg unterwegs war, hat die Entwicklung eines Weitwanderweges in seiner Heimat vorangetrieben. Als „Cortina Dolomiti Ultra Trekking“ wird dieser nun vermarktet, bestehende Wanderwege werden genutzt. Hütten-Hopping im Unesco-Welterbegebiet klingt weniger konditionsraubend: Sieben Tage, sechs Hüttennächte, 132 Kilometer, 6700 Höhenmeter sind nicht ganz ohne, beinhalten aber kaum schwierige Stellen.

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Seit 27 Jahren wird das Rifugio Croda da Lago von Familie Alverà geführt
Seit 27 Jahren wird das Rifugio Croda da Lago von Familie Alverà geführt © Wolfgang Fercher

Auch einzelne Etappen lassen sich gut in Angriff nehmen. Etwa jene hinauf zum Rifugio Croda da Lago: durch einen Kiefernwald mit venezianischen Masken und Kunstwerken auf Bäumen, entlang von Wasserfällen und über neu errichtete Übergänge. Seit 27 Jahren begrüßen Monica und Modesto Alverà auf der Hütte am Lago Federa Gäste – mit fünf Kindern, drei Enkelkindern und zwei Hunden ist das der Inbegriff eines Familienbetriebes.

Die kleine Bergkette Croda da Lago spiegelt sich im Wasser wider, nach einer Runde um den See ist man richtig an diesem magischen Ort angekommen – fernab vom Trubel Cortinas. Kitschig wird es im Saunafass zwischen Hütte und See. Im Saunaofen legt man selbst das Holz nach, der Schweiß beginnt zu tropfen, während draußen aufziehende Nebelschwaden den Abend einläuten.

Das Val Travenanzes wird gesäumt von den Felswänden der Tofana-und Fanisgruppe
Das Val Travenanzes wird gesäumt von den Felswänden der Tofana-und Fanisgruppe © Wolfgang Fercher

Eine andere formidable Etappe ist jene durch das Val Travenanzes. „Das ist Cortina Beach“, sagt Alex grinsend. Der türkis schimmernde Bach am Ausgang des Tales lässt einen von der Karibik träumen – die einstellige Wassertemperatur nicht. Stundenlang marschiert man durch das beeindruckende, breite Bergtal, ohne eine Menschenseele zu treffen. Mehrmals verliert sich der Weg im Bachbett mit dem hell glitzernden Kies. Beträchtliche Regenmengen haben ihn zu einem reißenden Fluss gemacht. Wer Plastiksäcke dabei hat, übersteht die zahlreichen Querungen einigermaßen trockenen Fußes.

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