Da kämpfen Giganten, balanciert eine Frau auf dem Panzer einer Schildkröte, Pegasus breitet seine Schwingen aus, ein Drache fletscht die spitzen Zähne, ein Haus droht jeden Moment einzustürzen. Löwen und Elefanten tummeln sich unter dem Blätterdach, genauso wie das Who-is-Who der antiken Mythologie. Durch den riesigen, weit aufgerissenen Mund des Orkus steigt man symbolisch in die Unterwelt hinab.
Nein, diese Menagerie ist nicht ausgedacht, sondern ziemlich solide und überlebensgroß in vulkanischen Tuffstein gehauen. Und zwar bereits im 16. Jahrhundert. Vicino Orsini, der letzte Feudalherr von Bomarzo in der italienischen Region Latium, ließ diesen außergewöhnlichen Skulpturenpark von Architekten und Steinmetzen zu Ehren seiner verstorbenen Gattin anlegen.
„Park der Monster“ aber auch „Sacro Bosco“ (Heiliger Wald) nennt man ihn heute, wo er nach seiner Instandsetzung wieder besucht werden kann – denn nach dem Tod Orsinis 1585 geriet das Ensemble in Vergessenheit und wurde erst im 20. Jahrhundert völlig verwildert und überwuchert wiederentdeckt. Was er mit der Komposition, den grotesken Figuren und den zahlreichen gemeißelten Inschriften sagen wollte – dieses Geheimnis hat Orsini mit ins Grab genommen.