Selbst auf den beliebtesten Stränden der Insel wie Aliki, Santa Maria, Kolimbithres oder dem Stadtstrand Livadia des sonst so geschäftigen Inselhauptorts Parikia sind es primär die mit einem Mindestabstand von vier Metern aufgestellten Liegen und mit Palmenwedeln gedeckten Schirme, die sich in der Sonne aalen - die Badegäste kann man an einer Hand abzählen. Dafür sind die wenigen Urlauber, die sich jetzt schon auf Paros und der nur wenige Minuten mit der Autofähre entfernten Schwesterinsel Antiparos tummeln, tiefenentspannt - endlich durchatmen nach den Lockdowns allerorts.
Weniger entspannt sind die Hoteliers, Gastronomen und Geschäftsleute der Insel. Der Sommer 2020 war hart, auch 2021 läuft die Saison wieder später an als sonst, auch wenn Griechenland den Tourismus schon am 14. Mai wieder hochgefahren hat. "Der Juni ist noch sehr schwach gebucht", sagt George Bafitis, der das Hotel Kalypso in Naoussa in zweiter Generation führt. "Aber der Juli sieht schon viel besser aus."
Hoffnungen, heuer an das bisherige Rekordjahr 2019 anzuschließen, macht sich dennoch keiner. Und zwischen den Zeilen hört man heraus, dass man das auch gar nicht unbedingt möchte. "Da war für meinen Geschmack schon zu viel los", sagt Bafitis. Wobei die Küsten des Insel-Duos von Stränden und Buchten so großzügig gesäumt sind, dass jeder ein ruhiges Fleckchen Sand oder Kies findet. Paros sucht seinen Weg zwischen Wachstum und dem Bewahren von Tradition und Ursprünglichkeit. Aber das ist ein Problem für eine andere Saison. Nach Corona.
Das wintergetrübte Weiß der typischen würfeligen Häuser auf den Kyladen ist in Naoussa längst aufgefrischt. Die Fassaden strahlen genauso wie die Fugen zwischen den Steinplatten des Pflasters des Hafenorts und bilden einen scharfen Kontrast zum Magenta der in voller Blüte stehenden Bougainvilleas und den bunt gestrichenen Fensterläden. Der Ort mit seinen schmalen Gassen und chicen Geschäften scheint einem Bilderbuch entsprungen.
Gegen Abend füllt er sich dann doch mit Gästen, der alten Hafen in Naoussa mit Blick auf die Fischerboote und die Reste des alten venezianischen Kastells. Kulinarisch ist der malerische Platz fest in der Hand der Brüder Tsachpinis, die das gehobene Restaurant Mario und die etwas bodenständigere Ouzeri ton Nautikon gleich gegenüber betreiben. Da wird zum parischem Wein - vor allem der weiße Monemvasia und rote Mantilaria - babylonisches Sprachengewirr geboten, wie man es nicht mehr zu hören glaubte.
Auf der Schwesterinsel Antiparos, auf der es immer ruhiger zugeht, hat Magda Kritsantoni ihr Hotel Kastro derzeit ganz alleine für sich. Die Zimmer, Suiten und Appartments sind leer, das Wasser im Pool kräuselt nur die sanfte Meeresbrise. "In der zweiten Junihälfte geht es dann endlich los", meint sie mit Blick auf die Buchungen. Und auch ein ganz besonderer Gast hat sich auf der Insel für diesen Sommer wieder angesagt. "Tom Hanks hat ein Haus auf Antiparos", erzählt sie stolz - und dass er ihr vor einigen Jahren persönlich zum Geburtstag gratuliert hat.
Dass der Hollywoodstar sich unter den griechischen Inseln ausgerechnet diese ausgesucht hat, das kann man verstehen, wenn man in der Taverne Captain Pipinos in der Bucht Agios Georgios dem frisch gefangenen Oktopus auf der Leine beim Trocknen in der Sonne und ein paar kleinen privaten Booten beim Schaukeln auf dem türkisen Wasser zusieht. Obwohl das Lokal eine Institution auf der Insel ist, sind die Reihen der Tische licht besetzt. Näher kann man ihm kaum kommen, dem Traum von der einsamen Insel.