Vasilis Axionesti hat einen Traum. Er möchte möglichst viele Urlauber zu den traumhaften Buchten von Thassos schippern, die sich vor allem an der Südküste der Insel wie die Perlen einer Kette aneinanderreihen. Paradise-Beach ist wohl die schönste von ihnen. Die steile Schotterstraße hinunter zur paradiesischen Bucht zweigt zwischen Loutra und Aliki von der Inselstraße ab. Der feine Sand des Strands fällt flach ins türkisblaue Meer ab. Vasilis’ Weg zu seinem Traum ist steinig. Einen Kredit musste er aufnehmen, um Anfang Mai die erste Tankfüllung für sein Ausflugsboot zu finanzieren. Denn der rigide Sparkurs der griechischen Regierung hat ihn hart getroffen: „Ich muss 6000 Euro für die Versicherung der letzten Jahre nachzahlen. Aber die habe ich einfach nicht.“ Jetzt ruhen all seine Hoffnungen auf der bevorstehenden Sommersaison, die möglichst viele Gäste nach Thassos bringen soll.
Rückkehr in die Heimat
Die nördlichste Insel der griechischen Ägäis lockt aber nicht nur mit Buchten. Weil die Insel – ganz ungriechisch – dicht bewaldet ist, hat dort die Bienenzucht große Tradition. Im großen Stil wird der dunkelbraune Pinienhonig gezapft. Aus den Olivenhainen leuchten die bunten Kästen, zwischen Kräutern und Blumen finden die emsigen Honigsammler Nahrung im Überfluss. Anders sieht es auf der Insel mit Jobs aus. Aber das hat auch sein Gutes. In den letzten Jahren sind viele Thassiten vom Arbeiten in Deutschland oder der Schweiz in ihre Heimat zurückgekehrt, um hier ihren Lebensabend zu verbringen. Deshalb umschiffen auf der Insel ungewöhnlich viele Menschen die Sprachbarriere mit fließendem Deutsch.
Von Limenas aus, dem Hauptort der Insel, spannt sich ein Netz an Wandermöglichkeiten, zum Beispiel nach Makryamnos. Dort erwarten Wanderer dichte Pinienwälder, durch die man zu Marmorsteinbrüchen gelangt, die heute noch für die Insel von großer wirtschaftlicher Bedeutung sind. Täglich verlassen mit Marmorblöcken schwer beladene Sattelzüge über die Fähre nach Kavala den Hafen von Skala Prinos.
Dort liegt auch das moderne Hotel Alea, das der Vorarlberger Reiseanbieter Rhomberg als Ausgangspunkt für seine Insel-Aktivitäten auserwählt hat. Die Dornbirner bemühen sich, bei ihren Angeboten Badeurlaub mit Berg- und Wandererlebnissen zu verbinden. Und Thassos bietet dafür ideale Voraussetzungen.
Atemberaubende Badebuchten
Beispielsweise auf der Strecke von Panagia Richtung Süden, auf der man immer wieder die blaue Ägäis im Blick hat. Breite Strände und kleine, felsenumrahmte Badebuchten spenden Abkühlung, bis man das Moni Archangelou erreicht. Einer Festung gleich thront das Kloster auf einer Klippe hoch über dem Meer direkt an der Küstenstraße. Streng wird am Eingang die Kleidung der Besucher begutachtet: Frauen müssen mindestens knielange Röcke tragen, ihre Schultern müssen bedeckt sein. Männern wird nur mit langen Hosen Zutritt gewährt. Aber die Nonnen sind gut gerüstet: Entsprechend sittliche Stoffe kann man ausleihen. So muss am Ende kein Halbschuhtourist draußen bleiben.
VON ROBERT BENEDIKT