Man kann an Gott, Allah oder gar nichts glauben: Sich der besonderen Atmosphäre der hinduistischen Tempelanlage von Pashupatinath zu entziehen, ist beinahe unmöglich. Am Ufer des als müdes Rinnsal dahindümpelnden Flusses finden die traditionellen Totenverbrennungen der Hindus statt. Ein halbes Dutzend Betonplattformen reiht sich dafür an der Uferkante auf. Mächtige Holzscheiter liegen bereit, auch im Fluss getränkte Strohballen, damit der Haufen nicht zu schnell abbrennt, auf den vier Männer wenig später einen in orange und weiße Laken gehüllten Leichnam legen. Sein letztes Hemd hatte man dem Toten zuvor ausgezogen und symbolträchtig in den Fluss geworfen.Am gegenüberliegenden Ufer beobachten Sadhus die später aufsteigenden Rauchsäulen. Die auffällig am ganzen Körper geschminkten Männer haben sich einem streng religiösen und asketischen Lebensstil und sehr viel Meditation verschrieben, werden verehrt und geachtet.
Kulissenwechsel nach Bodnath, nur wenige Autominuten durch die verstauten Straßen am Nordostrand Kathmandus. Der Stupa, der im Zentrum eines kreisrund von mehrstöckigen Häusern eingerahmten Platzes steht, ist einer der wichtigsten Wallfahrtsorte der Buddhisten im Himalaya. Schon im Morgengrauen beginnen die Gläubigen – streng im Uhrzeigersinn – mit den Umrundungen des vom Erdbeben beschädigten Heiligtums. Der schwere Duft von Butterkerzen füllt eine Atmosphäre, der man ebenfalls kaum entkommt.