In größter Not und höchster Bedrängnis und letzten Endes angesichts des Todes träumt sich der Film-Gladiator Russell Crowe in die Heimat zurück; in jene Landschaft, die für ihn das Paradies auf Erden darstellt. Er sieht: sanfte Hügel, über die man zart streicheln möchte; lange, gewundene Zypressenalleen, knallgelbe Blumenfelder, dazwischen das grelle Rot des Mohns und die Ähren auf den Getreidefeldern wiegen sich langsam im Wind.
Was der Gladiator sieht, ist das Val d’Orcia in der südlichen Toskana und es ist tatsächlich ein Paradies auf Erden, geformt und modelliert freilich von Menschenhand, konkret von einem Renaissance-Fürsten, der die ideale Landschaft schaffen wollte, was ihm wahrlich gelungen ist.
Wahrlich ideal
Je kürzer die Tage werden, desto länger die Schatten der Melancholie. „Kind of Blue“ liegt jetzt im Herbst über dem Land; aber nicht als drückende Schwermut, sondern als leises Auflachen der Seele, die langsam zur Ruhe kommt. Den Worten verschlägt es fast die Sprache ob der unfassbaren Schönheit dieser Landschaft, die zu jeder Jahreszeit ein prächtiges Kleid trägt. Sepiafarbig ist das Lichtspiel im Herbst, die Zypressen spitzeln stolz in den milchigen Himmel.
Altehrwürdige mittelalterliche Städte und Dörfer sind wie steinerne Adlerhorste auf Bergkuppen gesetzt: Pienza mit seiner pittoresken Altstadt und prächtigen Piazza Pio II, die quirligen Gassen von Montepulciano, Montalcino und San Quirico d’Orcia, allein der Klang dieser Namen ein Gedicht. Ebenfalls mit einem „M“ beginnt jener kleine Ort, der möglicherweise ein Geheimzimmer im Paradies darstellt. Mehr sei an dieser Stelle nicht verraten, sonst fallen die „Gladiator“-Touristen, der einzige Wermutstropfen in dieser Geschichte, auch dort ein.
Aber nicht nur die Augen kommen hier auf ihre Kosten, auch kulinarisch wird man als Reisender im Val d’Orcia gut versorgt: Die weltweit besten Rotweine stammen aus dieser Gegend, Stichwort Brunello di Montalcino, berühmt auch der Pecorino-Käse, vorzugsweise aus Pienza.
Wie gemalt ist diese oscarreife Landschaft, durchzogen von einem feinen Netz aus Zickzackstraßen. Von bizarrem Reiz ist die Crete Senesi, ein durch Erosion geprägter Landstrich, auch Wüste der Toskana genannt. Die Crete besteht aus weiten Feldern und verwitterten Gesteinsformationen; sattgrün im Frühling, mystisch karg jetzt im Herbst.
Hotel mitten im Paradies
Inmitten des Paradieses, in Gehweite des alten Thermenortes Bagno Vignoni, fügt sich sorgsam geplant und achtsam als Familienunternehmen geführt das Adler Spa Resort Thermae ein. Das 2003 errichtete Hotel im Stil einer toskanischen Villa wurde in einen aufgelassenen Steinbruch gebaut. Natürliche Farben dominieren, Stein in den Bädern, Eichenböden, nahtlos gehen die insgesamt 48 Zimmer in die Natur über.
Gleich hinter dem Hotel führt ein schmaler Weg hinauf zum hauseigenen Weinberg. Auf 13,5 Hektar Rebfläche wird auf dem Estate Sanoner Wein erzeugt, auf neun Hektar Fläche Olivenöl. Alles in Handarbeit, alle Weine sind biozertifiziert und seit 2020 mit dem renommierten Demeter-Siegel ausgezeichnet. „Aetos“ steht auf den Etiketten, das bedeutet Adler – womit wir wieder beim Familiennamen angelangt wären.
Als dann der Gladiator seine Augen schließt, entspannen sich seine Züge und jeder Schmerz weicht aus dem Gesicht. Denn er weiß, wohin ihn sein Weg führt. Mitten ins Paradies, mitten ins Val d’Orcia.