Mit Geheimtipps am Gardasee verhält es sich in der Regel so: Man juckelt mit Sack und Pack an die entlegensten Ausflugsziele – und mit einem die ganze Welt. Aus diesem Grund bekommen Sie an dieser Stelle die viel zitierte, oft herbeigesehnte Ausnahme präsentiert: Campo di Brenzone. Denn im verlassenen Geisterdorf am Ostufer verweilt man tatsächlich allein. Auch deshalb, weil der kleine Ort nur zu Fuß erreichbar ist.

Schon der Einstieg in Cassone di Malcesine hat Muss-man-sich-merken-Potenzial: Los geht’s am Fiume Aril, der sich auf ganze 175 Meter erstreckt, was dem Gewässer den Titel „Kürzester Fluss der Welt“ einbringt. Früher diente er als Antrieb für ein Wasserrad, heute als Fotomodell vieler Urlauber.

Künstler im Geisterdorf

Und dann wird es endlich leise. Vorbei an knorrigen Olivenbäumen, Trockensteinmauern und verfallenen Keuschen beginnt die Blechlawine rund um den See zu verstummen. Ein gepflasterter Karrenweg gibt die Richtung vor. Und immer wieder öffnet sich der Blick zum Wasser.

Eingestürzte Dachstühle auf löchrigen Außenmauern begrüßen uns. In Campo selbst geht es durch enge Gassen, wo Efeu das Fensterglas ersetzt. Einige Künstler trotzen dem Schwund. Da und dort besuchen sie Höfe und stellen ihre Werke aus. Klingt plausibel, der Kunstmarkt ist klein. Konkurrieren muss man hier nur mit der Chiesa San Pietro in Vincoli. Eine kleine Kirche mit Fresken aus dem 14. Jahrhundert.

Ein Rascheln durchbricht die Stille. Zwei Wanderer kommen des Weges. Beinahe komisch viel Andrang – und das am Gardasee.