Heute ist das istrische Kringa ein verschlafenes Dörfchen. Kleine Steinhäuser, die kleine Pfarrkirche St. Peter und Paul im Zentrum, der kleine Friedhof mit der Kapelle der Heiligen Anna, eine friedliche 300-Seelen-Gemeinde südlich von Tinjan mit drei großen Kreuzen am Ortseingang. Aber vor knapp 370 Jahren soll das Leben dort ein wahrer Albtraum gewesen sein. Man erzählt sich, dass der dortige Bauer Jure Grando 1656 das Zeitliche gesegnet hat – allerdings seinem Grab entstieg und in Kringa als Untoter sein Unwesen trieb.
Erst im Jahr 1672 sollen sich neun mutige Dorfbewohner ein Herz gefasst haben, dem „Štrigun“ einen Hagedornpflock durch selbiges zu rammen. Als sie das Grab öffneten, war Jures Körper unversehrt, er trug ein Lächeln auf dem rotbackigen Gesicht. Geistesgegenwärtig soll ihm einer der Dorfbewohner schließlich den Kopf abgeschlagen haben. Ein gräulicher Schrei ertönte – aber fortan kehrte in Kringa wieder Ruhe ein.
So weit die Legende, die vom Universalgelehrten, Topografen und Historiker Johann Weichard von Valvasor in dessen Buch „Die Ehre dess Hertzogthums Crain“ niedergeschrieben und 1689 veröffentlicht wurde. Damit gilt Jure Grando als erster schriftlich dokumentierter Vampir. Und wohin das schließlich geführt hat, wissen wir: Dracula. In Kringa hat man seinem berühmtesten Sohn deshalb ein kleines Museum eingerichtet.