Still und verlassen liegt das Diana-Tor da, seiner ursprünglichen Aufgabe beraubt. Schon lange legen hier keine festlich illuminierten Barken mehr an den blau-weiß geringelten Stangen an und über die niedrigen Stufen des Eingangsportals der Villa Barbarigo schreiten keine Honoratioren in prächtigen Gewändern. Der Zahn der Zeit knabbert an Säulen und Balustraden, an Statuen und Wappen der Villa in Galzignano Terme in Venetien, eine knappe Autostunde von Venedig entfernt.

Der Zauber des Vergänglichen liegt auch über dem kunstvoll angelegten Garten von Valsanzibio, der sich vor der Villa erstreckt, mit seinen Wasserläufen und Fischteichen, Fontänen und Brunnen. Die Buchs-Hecken des Labyrinths sind noch heute akkurat gestutzt wie eh und je. Die noble Villa mit dem kreisrunden „Springbrunnen der Verzückung“ auf dem Vorplatz strahlt in zartem Rot und Gelb. Im winzigen See zu Füßen des Diana-Tores tummeln sich jetzt Schildkröten und Reiher. Der Komplex vermarktet sich heute als „kleines Versailles“ und als „Perle der Euganeischen Hügel“.

Vor dem Diana-Tor legten einst Barken an
Vor dem Diana-Tor legten einst Barken an © IMAGO/Kai Koehler (IMAGO/Kai Koehler)

Flucht vor der Hitze in die Hügel

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Für die reichen Patrizier von Venedig waren die Hügel einst Zufluchtsort und Bühne zugleich. Wenn die Sommerhitze das Leben in der Lagunenstadt unerträglich machte, flüchtete die noble Gesellschaft in das grüne Hügelland, wo man sich feudale Landgüter auf riesigen Grundstücken errichten ließ. Bereits im späten 12. Jahrhundert war der Canale Battaglia ausgehoben worden. Er ist Teil eines umfangreichen Kanalsystems, das bis heute Venedig mit Padua verbindet.

Künstler und Kaufleute befuhren das Gewässer, wo sich Prachtbauten wie das Castello del Catajo mit seinen freskenverzierten Sälen oder die Villa Molin aufreihen. Noch immer sind die historischen Brücken, die alten Schleusen, die bunten, dem Kanal zugewandten Häuser von Battaglia Terme und die Treidelpfade der Zugtiere zu sehen. Heute rollen Radfahrerinnen und Radfahrer über die Dämme des schnurgeraden Kanals. Ihr Ziel: der gut 60 Kilometer lange „Ring der Euganeischen Hügel“, der um die Colli Euganei herumführt.

Arquà Petrarca gilt als eines der schönsten Dörfer Italiens
Arquà Petrarca gilt als eines der schönsten Dörfer Italiens © Cristal/stock.adobe.com (Luca Biasiolo)

Strampeln und Schätze finden

Wie überdimensionale Maulwurfshügel ragen diese völlig unvermittelt aus der flachen Po-Ebene heraus. Vor 30 bis 40 Millionen Jahren erstreckte sich in dieser Gegend zwischen Alpen und Apennin eine Meeresbucht. Vulkanausbrüche erschütterten das Land, und nach jeder Eruption blieb ein Lavahügel zurück. Selbst Wohlmeinende werden die kegelförmigen Erhebungen kaum als Berge bezeichnen, doch für Wanderer und Radfahrer ist der 1989 ausgewiesene „Parco Regionale dei Colli Euganei“ eine endlose Spielwiese.

Der italienische Dichter und Geschichtsschreiber Francesco Petrarca kam in fortgeschrittenem Alter in jenes Bilderbuch-Dorf, das seinen Namen trägt: Arquà Petrarca. Der Ort, an dem er seinen Lebensabend verbrachte, gilt als eines der schönsten Dörfer Italiens. Auf mehreren Terrassen breitet sich das Schmuckkästchen aus, überragt von der weithin sichtbaren Kirche Santa Maria Assunta. Gewundene Stiegen führen von der Unterstadt hinauf in die Oberstadt – und damit aus der Gegenwart direkt ins Mittelalter.

Wenige Kilometer weiter in Monselice thront wie ein Adlerhorst das Wallfahrtsheiligtum Sette Chiese auf dem Berg. Ein steiler, mit sechs winzigen Kapellen gesäumter Pilgerweg führt hinauf. Den Pfad zu gehen, soll für das Seelenheil ebenso förderlich wie eine Pilgerfahrt zu den sieben größten Basiliken Roms sein. Das verkündete zumindest eine päpstliche Bulle aus dem frühen 17. Jahrhundert.

Das Wallfahrtsheiligtum Sette Chiese
Das Wallfahrtsheiligtum Sette Chiese © IMAGO/Pond5 Images (IMAGO/xmakam69x)

Einst noble Kurorte

Wer heute in die Euganeischen Hügel reist, hat aber vermutlich seltener sein seelisches, sondern eher sein körperliches Wohlbefinden im Sinn. Die heißen Heilquellen und der Mineralschlamm vulkanischen Ursprungs machen den Landstrich zu einem der größten Kurzentren Europas, mit Abano Terme und Montegrotto Terme als Aushängeschilder.

Bereits in der Antike erkannten die gut situierten Bürger, dass es kaum etwas Besseres für alte Knochen gibt als das Bad in dampfenden, nach Schwefel riechenden Gruben. Davon zeugt das Ausgrabungsgelände in Montegrotto Terme, wo Tausende Gläser, Tassen, Gefäße und Gegenstände aus Bronze gefunden wurden. Heute lassen sich Gesundheitsbewusste aus dem In- und Ausland den heißen Fango-Matsch auf verspannte Muskeln und malträtierte Gelenke packen.

Das leer stehende Grand Hotel Orologio in Abano Terme
Das leer stehende Grand Hotel Orologio in Abano Terme © Imago images/Wojtek Buss (Wojtek Buss via www.imago-images)

Eine Schönheit sind sie nicht, die beiden Schwestergemeinden Abano Terme und Montegrotto Terme. Mehr als 100 Hotels waren zu Hochzeiten stets gut gefüllt, doch die günstigere Konkurrenz im ausländischen Kurwesen ist nicht zu übersehen. Blätternder Putz, leere Fensterhöhlen, wuchernde Vegetation.

Auffälligstes Beispiel für den Niedergang ist das Grand Hotel Orologio. Hier traf sich einst die feine Gesellschaft unter prunkvollen Kristalllüstern und wiegte sich im Walzertakt. Nun steht das Grand Hotel schon seit Jahren leer. Sein allenfalls morbider Charme – ein Kontrastprogramm zum sonstigen Liebreiz der Colli Euganei.