Der Kopf liegt im Nacken. 70, 80 Meter ragen die Kalkfelsen senkrecht gen Himmel. Nur ein schmaler, blauer Spalt, der von ihm übrig bleibt, wenn man in der Schlucht steht, die der Fluss Osum in unermüdlicher Arbeit gegraben hat. Sie liegt südlich der Stadt Çorovoda und wird nicht ohne Stolz der Grand Canyon Albaniens genannt.
Silbergrau, ocker, rötlich, braun der Fels, grün die Büsche: Die Schlucht bildet eine farbenfrohe, fantastische Kulisse für Wanderer, die bei niedrigem Wasserstand durch das Flussbett stapfen, während bei hohem Kanufahrerinnen, Kajakpiloten und Rafter an den Stromschnellen ihre helle Freude haben. Aber auch eine fantasievolle, denn in den teils bizarren Formen, die das Wasser in den Kalkstein geschliffen hat, meint so mancher, etwas zu erkennen. So gibt es Felsformationen, die einen Namen tragen: die Kathedrale, das Auge oder die Dämonentür. Nach der Schneeschmelze im Frühjahr legt die Natur in der Inszenierung noch eine Schaufel nach, indem sie zahlreiche Wasserfälle in den Abgrund schickt.
Genießen lässt sich der Anblick auch von oben, über der Schlucht sind mehrere Aussichtspunkte angelegt. Bei einem ist es nicht ausgeschlossen, eine Braut anzutreffen. Der Legende nach verbarg das dortige „Loch der Braut“ ein Mädchen im Felsen, um einem ungeliebten Ehemann zu entgehen. Heute wird allerdings um Glück beim Kinderwunsch gebeten.