Experten der UN-Kulturorganisation Unesco haben empfohlen, Venedig und seine Lagune auf die Liste des gefährdeten Welterbes zu setzen. Es gebe eine "anhaltende Verschlechterung durch menschliches Eingreifen" wie die weitere Entwicklung der Gegend, Klimawandel und Massentourismus, durch die irreversible Veränderungen drohten, hieß es in einer Mitteilung vom Montag.
Man hoffe, dass es mit einer Aufnahme in die Liste mehr Engagement lokaler, nationaler und internationaler Akteure gebe, um wirksame und nachhaltige Korrekturmaßnahmen zu entwickeln. Das Welterbekomitee entscheidet bei seiner Sitzung im September darüber, ob es der Empfehlung entspricht.
Hochwasser und Massentourismus
Venedig und seine berühmte Lagune stehen seit 1987 auf der Weltkulturerbeliste. Vor allem in den Herbst- und Wintermonaten wurde Venedig immer wieder von Hochwasser überflutet. Im November 2019 hatte eine Rekordflut verheerende Schäden angerichtet. Mittlerweile verfügt die Stadt über ein Flutschutzsystem. Auch mit Massentourismus hat die Serenissima zu kämpfen.
Bereits vor zwei Jahren hatten Experten geschrieben, die Probleme in der Stadt rechtfertigten es, sie auf die sogenannte Rote Liste zu setzen. Das Komitee entschied schließlich anders.
Gefährdetes Welterbe
Von aktuell 1157 Welterbestätten finden sich 55 auch auf der Roten Liste des gefährdeten Welterbes wieder. Die Gründe, die zu dieser Einstufung führen, können unterschiedlich sein. So stehen alle sechs Welterbestätten in Syrien, fünf in Libyen und drei in Mali, aber auch die Altstadt und die Stadtmauer von Jerusalem wegen der Bedrohung durch Kriege auf der Liste. 2023 wurde auch die Altstadt von Odessa in der Ukraine als gefährdet eingestuft.
Zunehmende Umweltverschmutzung und Eingriffe in den Wasserhaushalt des sensiblen Ökosystems bringen etwa den Everglades-Nationalpark in Florida seit 2010 als Welterbe in Bedrängnis.
Aber auch Bauvorhaben können den Status eines Welterbes gefährden: So steht etwa die Wiener Altstadt wegen der Projektpläne am Heumarkt seit 2017 unter Beobachtung. Weitere Kandidaten in Europa sind die Bergbaulandschaft Roșia Montană in Rumänien wegen einiger Bauvorhaben und mittelalterliche Denkmäler im Kosovo, die Serbien zugerechnet werden.
Gestrichenes Welterbe
Bisher wurde drei Stätten der Welterbestatus von der Unesco aberkannt, weil ihr "außergewöhnlicher universeller Wert" nachhaltig gefährdet oder zerstört wurde. 2007 strich die Kommission dem Wildschutzgebiet der Arabischen Oryxantilope im Oman den Titel, weil es um 90 Prozent verkleinert wurde. In Deutschland verlor die Kulturlandschaft Dresdner Elbtal ihren Status wegen des Baus der Waldschlößchenbrücke. Die historische Hafenstadt Liverpool verlor wegen mehrerer Neubauten die Attribute, die zur Eintragung geführt hatten.