Die Bewohner des Fischerdorfs Rogoznica haben eine blühende Fantasie. Es ist ein mystischer See auf der nahen Halbinsel Gradina, um dessen Entstehungsgeschichte sie gleich mehrere Legenden spinnen ließ. Der schreckliche Drache Murin soll den Krater nahe der kroatischen Küstenstadt Šibenik im Todeskampf – er traf unglücklicherweise auf einen Helden samt Pegasus – geschlagen haben, der sich mit Wasser füllte.

Eine andere Geschichte wiederum berichtet von einem Bruderzwist, der abermals einen Drachen auf den Plan rief. Selbstverständlich stehen auch Außerirdische oder ein Meteoriteneinschlag im Raum, wenngleich sich der Name Drachenaugensee (Zmajevo oko) am Ende durchsetzte.

Am wahrscheinlichsten ist, dass der Krater durch eine eingestürzte Höhle im Karstgestein entstanden ist, aber das erzählt sich eben nicht so gut. Durch das spröde Gestein ist der See mit dem nur 100 Meter entfernten Meer verbunden, sein Wasserstand steigt und fällt mit den Gezeiten.

Dabei ist der in vielen Farbtönen schillernde See an sich schon rätselhaft genug: Alle paar Jahre weicht das Leben aus dem Gewässer. Der See wird trüb, weshalb alle seine Bewohner, die schnell genug auf Flossen und Tentakeln sind, durch die Verbindungen im Karstgestein die Flucht ins offene Meer antreten. Nach wenigen Monaten klart das Wasser wieder auf und die Untermieter kehren zurück.

Warum das so ist, konnten Forscher bis heute nicht abschließend herausfinden. Der Drachenaugensee hütet sein Geheimnis gut.