Der Boden bebt, ein Donnern liegt in der Luft. Wenn sich eine der Herden auf dem Plateau am Fuße des Cincar Gebirges in Bewegung setzt, weht eine Brise Wilder Westen vorbei. Wobei wir im Südosten sind und die Pferde keine Mustangs. Vielmehr hatten die Ahnen der heute über 700 frei lebenden Tiere auf der Karstebene nahe der heute bosnisch-herzegowinischen Stadt Livno in den 1970ern einfach ausgedient.

Die Maschinen lösten ihre Pferdestärken und damit halfterten die Bauern auch ihre Arbeitstiere ab. Kalte Winter, karger Karst, Kriege – in den 1990ern war ihr Bestand auf rund 50 Tiere gefallen. Nun stehen die „Bosnischen Mustangs“, wie sie gerne genannt werden, unter Schutz und haben sich in stattlicher Zahl auf dem 150 Quadratkilometer großen Plateau nahe der Grenze zu Kroatien ausgebreitet. Es ist faszinierend, sie zu beobachten.

Weil es sich dabei nicht um wilde, sondern mit der Zeit verwilderte Pferde handelt, sind auch nicht alle von ihnen scheu. Spätestens mit einem wohlschmeckenden Mitbringsel – das Füttern von Äpfeln, Zuckerstücken oder Salz ist erlaubt – lässt sich so manche Stute oder so mancher Hengst zum Streicheln überreden. Dennoch sollte man immer auf die Tipps der Ranger hören.