Über die Grenze nach Italien kann man das Abenteuer förmlich schon riechen. Und es riecht nach Hund. In der „International Mushing Sleddog School“ auf der Hochebene in Fusine bringen Ararad Khatchikian und Monica D’Eliso Menschen das Hundeschlittenfahren bei. Hier kann jeder zum Musher, zum Hundeschlittenführer, werden – ein wenig Sportlichkeit und Fitness vorausgesetzt. Vorkenntnisse sind keine nötig.
Zu Beginn wissen deshalb auch nur die 56 Hunde, was zu tun ist: Laut bellen! – einerseits, um die Neuankömmlinge vor der Schule zu begrüßen, andererseits, um einen der begehrten Plätze im Hundeschlittengespann zu ergattern.
Dieses Mal fällt Monicas Wahl auf Rod, Ennif und Mirac. Die drei Alaskan Huskys kriegen sich kaum ein vor Freude. Erst als sie am tief verschneiten Rundkurs gegenüber der Schule haltmachen, kehrt Ruhe ein. Monica hängt die drei Schlittenhunde an ein dünnes Seil, wo sie seelenruhig auf ihren Einsatz warten.
Denn nun muss zuerst der zweite Teil des Gespanns – Helena (10) – in die magische Welt der Musher eingeführt werden. Monica erklärt mit großen Gesten, wie man den hölzernen Schlitten bedient: Während der Fahrt steht man mit beiden Beinen auf den Kufen am hinteren Ende des Gefährts, die Hände fest am Griff. Soll der Schlitten langsamer werden, tritt man mit den Fersen auf eine schwarze Gummimatte auf dem Boden zwischen den Kufen. Wird der Weg hingegen steiler, muss man den Hunden beim Ziehen helfen und selbst mit antauchen. Und kommt eine Kurve, neigt man sich mit dem Oberkörper in selbige.
Einfach nur unbeweglich auf dem Schlitten zu stehen und sich durch die Gegend ziehen zu lassen, ist also zu wenig. Schließlich sitzt man nicht warm eingepackt vorne im Schlitten (was übrigens auch möglich ist) – man führt ihn, wird selbst zur Musherin.
Doch auch wenn Helena sofort nach der Theorie alleine auf einem Hundeschlitten mitten im Winterwunderland steht – den Rundkurs muss sie nicht alleine bestreiten. Ararad fährt mit dem Schneemobil einige Meter weit vor, bleibt in Sichtweite und gibt den eingespannten Hunden von dort aus die Kommandos.
Nachdem auch die Menschen wissen, was zu tun ist, geht es los: Ararad gibt ein Zeichen und mit einem Ruckeln setzt sich der Schlitten in Bewegung. Die Atemwölkchen der Hunde umfangen das Schlittengespann, es wird rasch schneller, taucht ein in das Winterweiß.
Zwei Kilometer lang ist der kürzere der beiden Rundkurse. Die Tour für Anfänger führt Mensch und Hund durch einen verschneiten Bilderbuchwald, über zwei kleine Brücken und sanfte Anhöhen. Und über allem thront der massige Berg Mangart, im Winter schier unbezwingbar. Die Welt der Musher, hier ist sie schwarz und weiß – nur der Hundeschlitten und Helenas Skianzug sind Farbkleckse in der Winterlandschaft.
In der Nacht ist frischer Schnee gefallen, das mache den Schlitten langsamer, erklärt Monica. Das mache es manchmal nötig, mehr Hunde einzuspannen. Dennoch ist man flotte 20 Stundenkilometer schnell mit so einem Hundeschlitten – da lohnt ein warmer Schal um die Nase, selbst für die kurze, 15-minütige Fahrt während der Basis-Tour.
Helenas Reise endet dort, wo sie begonnen hat. Menschen und Hunde sind sicher zurückgekehrt – Helena mit roten Wangen und kalten Füßen – die Hunde mit Lust auf noch eine Runde durch den Schnee. Stattdessen gibt es für Rod, Ennif und Mirac Hundekekse und Lob von Musherin Helena: Als Dankeschön für das flotte Ziehen.