Alexandra Stahl, 2020 Stadtschreiberin in Rijeka, notiert: "Die Cafés heißen Mahler (der soll hier seine 4. Sinfonie fertiggestellt haben) oder Wagner, die Veranstaltungshalle nennt sich Royal Hall. In Glasvitrinen wartet Sachertorte, und der Champagner steht schon morgens eisgekühlt in einem mobilen Wägelchen bereit. Jeden September findet der sogenannte 'Wien Ball' statt, auf Fotos gleicht er einer Kostümparty von Monarchiefans. Wie kommt das alles? Opatija war im 19. Jahrhundert ein beliebter Kurort des europäischen Adels." Mit der damals neu errichteten Südbahn hatte sich die Anreise aus den Metropolen Europas nämlich erheblich erleichtert.
An diese hochkarätige Tradition versucht die Perle der Kvarner Bucht heute anzudocken. Kaiser, Könige und Fürsten zogen die aerosolhaltige Luft an den Gestaden des Mittelmeeres hauptsächlich zur Winterszeit dem rauchgeschwängerten Dunst in der Heimat vor.
Überwintern am Meer
Viele der meist im k&k-Stil renovierten Hotels halten jetzt auch in der kalten Jahreszeit ihre Tore geöffnet. Um die Gästebetten auszulasten, hat man sich eine Reihe von Attraktionen ausgedacht.
"Auch im Winter ist bei uns nahezu jede Aktivität unter freiem Himmel möglich, ob zu Land, zu Wasser oder in der Luft. Und wo immer Sie sich aufhalten, wirkt der Klimavorteil, der schon vor mehr als 130 Jahren heilklimatische Kurorte entstehen ließ", verheißt Irena Peršič-Živadinov, Direktorin des Tourismusverbandes der Region Kvarner.
Das sei gerade für die "Post-Covid-Generation" ideal. Denn die Gesundheitsexperten der Region hätten spezielle Angebote entwickelt, um Langzeitbetroffene der Infektion wieder aufatmen zu lassen.
Für Frischluft-Fans jeden Alters eignen sich die Wege in den Kastanien- und Buchenwäldern oberhalb von Opatija. Einer davon ist die Waldpromenade "Carmen Sylva". Unser Guide Lilly weiß: "Dieser Weg zwischen Slatina und Lipovica hat eine Länge von 5,4 Kilometern und ist in rund 90 Minuten zu bewältigen." Benannt wurde der Weg nach dem Künstlernamen der rumänischen Königin Elisabeth, deren Ehemann Carol I. den Bau des Waldweges Ende des 19. Jahrhunderts finanzierte.
Auf in die Berge
Interessante Orte säumen den Weg: Die Wasserquelle Vrutki, an der Frauen einst die Wäsche wuschen, die aus Fels gemeißelte Sitzbank, auf der sich Carmen Sylva zu ihren Versen inspirieren ließ. Sowie die Aussichtspunkte Mala Fortica, die einen Rundblick über die Kvarner Bucht bieten.
Direkt oberhalb von Opatija erhebt sich der Berg Učka, der in einem Naturpark liegt. Dort gibt es acht markierte Radwege. Im Herbst und Frühjahr werden Fahrrad-Touren für die ganze Familie organisiert, Für anspruchsvolle Biker wurde die Fahrradtour "Giro di Marunada" geschaffen, das Straßen-Radrennen "King of Učka" beginnt am Meer in Ičići und führt hinauf bis zum 1401 Meter hohen Gipfel, dessen Aussichtsturm vom Strand in Opatija aus zu sehen ist.
Ein Fest für die Maroni
Für Kurzweil in der kälteren Jahreszeit sorgen auch einige Festivals in der Küstenregion, in der traditionell die Produkte der heimischen Landwirte und Handwerker gefeiert werden. Eines davon ist das Marunada-Festival in Lovran. Zelebriert wird eine Esskastanien-Art, die nur am Fuß des Berges Učka gedeiht.
Wie Gino Martinčić, Gründer des Veranstalter-Vereins, zu berichten weiß, sind die Früchte größer und süßer als "normale" Kastanien, lassen sich leichter schälen und haben eine hellere Farbe. Die meisten der Bäume rund um Lovran sind mehrere Hundert Jahre alt. Wenn man einen Baum frisch pflanzt, dauert es zehn Jahre, bis er die ersten Früchte trägt.
Hotels ganzjährig geöffnet
Während des Marunada-Festes, das noch bis 22. Oktober dauert, stehen Lovran und seine Umgebung ganz im Zeichen dieser Frucht und der Erzeugnisse aus dieser Delikatesse. So kann man an verschiedenen Ständen Kastanien-Kuchen, Kastanien-Püree oder Gulasch mit Kastanien verkosten. Begleitet werden sie von anderen Spezialitäten der Gegend, wie etwa heimischer Jungwein, der Honigschnaps Medica oder Wildbret und Wild-Salamis. Das detaillierte Programm des Marunada-Festes finden Sie hier.
Äußeres Zeichen für das Bemühen Opatijas, an die k&k-Tradition anzuschließen, ist das Hotel Kvarner im Ortszentrum, das derzeit sehr aufwendig renoviert wird. In der bereits erneuerten Crystal Hall finden schon jetzt Hochzeiten und Geburtstagsfeiern statt. Es war das erste Hotel, das nach Inbetriebnahme der Südbahnstrecke in Opatija errichtet worden ist. Es gehört zur Liburnia-Riviera-Gruppe wie die Hotels Ambasador, Palace Bellevue und Istra, die ganzjährig geöffnet sind.
Robert Benedikt