Für historisch Interessierte haben Pfahlbausiedlungen einen entscheidenden Nachteil. Ihre Überreste liegen meist unsichtbar unter Wasser. Das ist rund um die Quellen des Flusses Livenza nördlich von Pordenone in Oberitalien nicht anders. Ein Besuch der Gegend lohnt sich trotzdem. Besuchern erschließt sich sofort, warum sich Menschen um 5000 vor Christus hier niedergelassen haben. Fast schon sinnverstörend malerisch ist die frei zugängliche Gorgazzo-Quelle im Norden des Dorfes Polcenigo. In dem rückseitig von Felsen begrenzten Becken läuft ein bunter Film ohne Drehbuch ab.

Der 112 Kilometer lange Fluss Livenza mündet bei Caorle in die Adria
Der 112 Kilometer lange Fluss Livenza mündet bei Caorle in die Adria © Helmuth Weichselbraun

Das Sonnenlicht, das sich im Wasser bricht, lässt es grün, türkis und blau gleichzeitig erscheinen. Gefiltert werden die Strahlen von einem Dach aus Laubbäumen. Jeder Schatten, jeder Windstoß hat eine andere Nuance zur Folge. Die Farben scheinen sich laufend neu zu mischen. Zehn Meter unter der Wasseroberfläche wacht darüber eine Christus-Statue. Hinunter geht es aber noch viel weiter. Die Quelle sprudelt aus einer Höhle, die tiefer als 212 Meter ist. So weit kam 2008 ein Spezialtaucher, bevor er die Aktion abbrechen musste.

Gorgazzo, der Name der Quelle, ist passenderweise eine Ableitung des alten furlanischen Wortes Gorc – es bedeutet Abgrund.

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