Das satte Grün der Aleppo-Kiefern, das subtropische Klima, die überraschende Unbescholtenheit der Natur von Massentourismus und 200 Delfine, die im türkisblauen Meer leben: Es gibt reichlich Gründe, die malerische Adriainsel Losinj anzusteuern. Lebhafte Spuren aus der Zeit österreichischer Herrschaft führt wohl die wenigsten auf das vormalige Lötzing bzw. italienisch Lussino. Dabei sind der Tourismus und damit Wohlstand eng mit dem Kaiserreich, das von 1813 bis 1918 hier herrschte, verbunden.

Die Chronik registrierte am 21. Jänner 1885 den ersten Touristen auf der Insel, das erste Hotel in Mali Losinj aus dem Jahr 1887 hieß Vindobona. Bereits 1892 wurden die beiden Hauptorte der Insel, Veli und Mali Losinj, per Erlass des Wiener Gesundheitsministeriums zu Kurorten ernannt. Das zog Adelige auf die Insel, die hier ihre Residenzen errichteten.

Einer von ihnen war Erzherzog Karl Stephan von Österreich, der 25-jährig auf dem Kutter Palamida 1885 in Veli anlegte. Er schloss die Insel ins Herz und machte sie mit seiner Gattin, Prinzessin Maria Theresia, bis 1915 zur zweiten Heimat.

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Liebesnest Villa Karolina
Liebesnest Villa Karolina © Uwe Sommersguter

Anfang des 20. Jahrhunderts wurden Badeanstalten und luxuriöse Hotels gebaut. Die Cikat-Bucht, von oben an eine riesige Bärenpranke erinnernd, wurde zu einem Wahrzeichen der Insel. Dort, hinter Zaun und Bäumen versteckt, reckt sich ein rosa Liebesnest empor: Villa Carola bzw. Karolina. Kaiser Franz Josef soll sie für seine Sissi erbaut haben. Diese besuchte zwar 1891 Veli Losinj, sah das Prachtbauwerk in der Cikat-Bucht allerdings nie; dafür wurde Villa Karolina von der Wiener Schauspielerin Katharina Schratt in Beschlag genommen.

Auch Erzherzog Franz Ferdinand und Kronprinz Rudolf schätzen Losinj, mehrfach kam Kaiser Franz Joseph zu seinen Untertanen inmitten der Adria. Aber nicht nur der Adel samt Anhang, auch die österreichische Wissenschaft hinterließ auf dem kleinen Eiland Bedeutsames: Conrad Clar, Klimatologe und Kurarzt aus Bad Gleichenberg, kam auf die Insel, um das Asthma seines Sohnes zu kurieren – und trug ebenso zum Aufschwung der Insel bei, die mit dem Aufkommen der Dampfschifffahrt ihren Status als zweitwichtigster Adriahafen neben Triest verloren hatte, wie der Wiener Lungenfacharzt Leopold Schrötter, dessen Expertise den Weg zum Klimakurort ebnete.

Veli Losinj ist kleiner, verträumter als Mali
Veli Losinj ist kleiner, verträumter als Mali © Leonid Tit/stock.adobe.com (© Leonid Tit)

Jahrzehnte zuvor legte Großherzog Maximilian in der Bucht von Rovenska den Grundstein für eine Hafenmole. Der Wellenbrecher schützt noch heute die Bucht vor den Wellen der Bora, Maximilian aber endete glücklos als Kaiser von Mexiko. 1913 verzeichnete das Ganzjahrestourismusziel beachtliche 250.000 Nächtigungen.

Mit Kriegen, Faschismus und Kommunismus ging die erste Hochblüte des Touristenparadieses jäh zu Ende. Bis zum Mauerfall schreibt Veli Losinj mit seinem Sanatorium erneut Geschichte: Diesmal sind es mehr als 30.000 Kinder und Jugendliche aus der DDR, die hier ihre Atemwegs- und Neurodermitis-Erkrankungen kurieren.

Heute ist das Kleinod mit dem Hauptort Mali Losinj kein Geheimtipp mehr; geheimnisvolle, unberührte Seiten bietet Losinj aber viele. Mit der Cikat-Bucht lebt ein einzigartiges Stück Altösterreich, dank revitalisierter Hotels aus der Kaiserzeit, weiter. Das Luxushotel Alhambra ehrt mit dem Haubenrestaurant Alfred Keller einen weiteren bedeutenden Österreicher: Auch der Grazer Architekt hinterließ hier Spuren einer vergangenen Epoche.

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