Die Wasseroberfläche spiegelglatt, das Meer in seinen schönsten Türkis-Blauabstufungen vor uns. Das Glitzern im Meer, wenn die Sonnenstrahlen sich darin brechen, wetteifert mit den Glitzern in unseren Augen. Es ist wohl so etwas wie Vorfreude.

Langsam tuckern wir die Küste der kroatischen Kvarner Bucht entlang. Wellen schlagen in gleichmäßigem, fast hypnotischen Takt an den Bug. Mit der „Tornado Blue“, einem Holzschiff der Bauart „Bracera“, entfernen wir uns immer weiter von der Küste Opatijas. Und obwohl man die kroatische Riviera schon viele Male besucht hat, ermöglicht die Perspektive vom Meer aus einen ganz anderen Blick. Etwas, das Liliana Stipanić, die schon 2750 Tage mit ihren Gästen auf See verbrachte, nur bestätigen kann: „Abgesehen von der Perspektive, kann man Städte in der Kvarner Bucht ganz gemütlich, ohne Straßenlärm und Stau kennenlernen.“

Sommerferien am Schiff

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Als Fischertochter war sie viel am Wasser. „Ich habe alle meine Sommerferien mit meinem Vater auf dem Schiff verbracht. Gefischt habe ich nicht so gerne, aber durch Ausflüge habe ich viele Kinder kennengelernt. So habe ich heute noch viele Bekannte auf den umliegenden Inseln“, erzählt Liliana, genannt von allen „Lili“.
In der Adria gibt es noch einige traditionelle Holzboote, die einst als Frachter eingesetzt wurden. Sie stachen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in See, danach wurden sie von kräftigeren Dampfern abgelöst. Entlang der kroatischen Küste gibt es noch Werften, die solche Holzboote gebaut haben und wo man sie heute noch pflegen und restaurieren kann.

13 Jahre lang sind Lili und Roni Stipanic nun schon mit ihrem Fischerboot unterwegs
13 Jahre lang sind Lili und Roni Stipanic nun schon mit ihrem Fischerboot unterwegs © Schmerlaib

Die „Tornado Blue“ wurde ebenso als Transportschiff für Sand und Baumaterialien eingesetzt. Das 15 Meter lange Schiff hieß zunächst „Jesus und Maria“ und wurde im Jahr 1898 auf der Insel Krk in Klimno gebaut. Nachdem seine Zeit als Frachter vorbei war, lag es im Hafen von Rijeka und stand zum Verkauf. Schließlich hat Lilianas Vater das Schiff im Jahr 1985 gekauft und aus dem 50 Tonnen schweren Sandfrachter ein Fischerboot gemacht. Behutsam wurde es restauriert, ohne den traditionellen Charakter zu zerstören. Der originale Kompass aus dem Jahr 1898 ist in der Führerkabine noch zu finden.

Koch am Schiff

Heute entführen Lili und ihr Mann Ronald „Roni“ im Rahmen ihrer Agentur „Riviera secrets“ Gäste aufs Meer. Roni ist Kapitän und Koch am Schiff, Lili Reiseführerin und Kellnerin. „Wenn man die Arbeit mit Liebe macht, dann hat das Leben einen Sinn. Das hat mir mein Vater immer gesagt und so haben wir uns vor 13 Jahren entschieden, das zu verwirklichen“, sagt Lili.

Für das köstliche Essen an Board sorgt "Roni"
Für das köstliche Essen an Board sorgt "Roni" © Riviera secrets/Ernst von Chaulin

Für bis zu zwölf Personen bieten sie verschiedene Ausflüge in der Kvarner Bucht an, die Kultur und Geschichte gleichermaßen vereinen. „Ich versuche immer neue Ziele zu finden, sodass unsere Stammgäste jedes Jahr etwas Neues erfahren können“, sagt Lili.

So geht es etwa ab dem Hafen von Opatija nach Rijeka, alias Fiume, in die Kulturhauptstadt Europas 2020. Museen, Galerien, die Altstadt und Burg, der Fischmarkt, Zuckerpalast oder die Torpedoausstellung können besucht werden. Wenn das Boot von Opatija in die andere Richtung fährt, ist meist die mediterrane Stadt Lovran das Ziel. Die Altstadt hat nur etwa 100 Einwohner, in der Heiligen Georg-Kirche kann man Fresken aus dem 15. Jahrhundert bewundern. Lovran ist kaum eine Schifffahrtsstunde mit einer Geschwindigkeit von fünf Knoten entfernt. Noch eine halbe Stunde Fahrt und man erreicht Mošćenička Draga, ein Fischerort mit kleinem Hafen und vielen netten Cafés und Bars.

Baden rund um die Insel Cres

„Wir passen unsere Ausflüge der Jahreszeit an. Wenn die Temperaturen steigen, fahren wir zum Baden. Es gibt viele schöne Badebuchten auf der Insel Cres, die von der Natur beherrscht wird“, sagt Lili. Neben Schafen, Hirschen, Rehen und Wildschweinen gibt es auch Gänsegeier. Bei zu viel Bora (kalte Fallwinde) schippert das Boot entlang der Küste Richtung Insel Krk bis in die Bucht von Omisalj.

© Schmerlaib

Bei jedem Ausflug gibt es ein frisch zubereitetes Mittagessen, bestehend aus frischem Fisch, Mangold und Salat. Als Abschluss werden den Gästen Palatschinken mit hausgemachter Marmelade serviert. „Durch die Palatschinken werden die Gäste an ihre Kindheit erinnert“, berichtet Lili über die Auswahl der Nachspeise, die auch wir genießen dürfen.

Nach der Ausfahrt kommen wir sicher im Hafen an, begeistert von der Schönheit des Landes. „Wenn die Menschen unser Schiff mit einem Lächeln verlassen, geht uns das Herz auf“, sagt Lili. Gelächelt, ja gelächelt haben wir wohlwahr.