Wie frisch poliert wirken die Pflastersteine in den schmalen Gassen der kroatischen Altstadt Vrbnik auf der Insel Krk. Das Gefühl, mit bloßen Füßen über die kühlen Steine zu laufen, während der strahlend blaue Himmel mit den Farben des Meeres wetteifert, ist noch da - auch wenn die Pandemie derzeit jegliche Reisepläne in das benachbarte Urlaubsland zunichte macht. Träumen und möglicherweise Planen kann man aber allemal. Und warum damit nicht in Vrbnik beginnen - einem malerischen Örtchen auf einem steil abfallenden Karsthügel etwa 50 Meter über der Adria.
Der Ort ist wegen seiner interessanten Altstadt, den verwinkelten Gassen und der sakralen Schätze eine Reise wert. Auch der enge Bezug zur historischen slawischen Schrift Glagoliza und der ureigene Dialekt der Einwohner sind nicht nur ein Thema für Historiker. Vor allem aber gibt es dort eine Besonderheit, die viele Touristen jährlich nach Vrbnik lockt.
Vermeintlich engste Gasse der Welt
Der Ort beherbergt die laut eigenen Angaben "engste Gasse der Welt" - zumindest zeugt eine Infotafel für Besucher davon. Tatsächlich galt die Gasse mit Namen Klančić, was auf Deutsch Engpass bedeutet, mit ihren knapp 40 Zentimetern lange als die engste Gasse der Welt. Doch tatsächlich findet man diese nun im deutschen Reutlingen. Die Bewohner von Vrbnik sind dennoch stolz auf ihre Sehenswürdigkeit. Auf die Antwort, ob es sich tatsächlich um die engste Gasse der Welt handelt, meint Sanja Polonijo, Direktorin des Tourismusvereins in Vrbnik: "Haben Sie die engste Gasse der Welt irgendwo anders gefunden?"
"Vrbnik ist jedenfalls eine echte Altstadt des mediterranen Typs mit Häusern, die wie eine Weintraube gruppiert sind. Innerhalb der Mauern wird sie von engen und verwinkelten Gassen mit vielen Gewölben durchzogen, über die sich alte kompakte Häuser und Hütten erheben", sagt Polonijo.
Ein berühmter Wein
Überhaupt ist der Wein ein sehr präsentes Thema im Ort - und das mit gutem Grund. Die Spuren des berühmten Weißweines "Žlahtina" führen einen nämlich unweigerlich nach Vrbnik. Die für den Wein verwendete Rebsorte ist nämlich eine autochthone Art, die nur in der Umgebung von Vrbnik im östlichen Zentrum der Insel sowie bei Crikvenica auf dem Festland wächst.
Bei den vielen Weinbauern, denen man jederzeit einen Besuch abstatten kann, wird man auch über die Besonderheit des Weines aufgeklärt. Die Rebsorte ergibt einen leichten, erfrischenden Wein mit animierender Frucht und prickelnder Säure. Er harmoniert mit mediterraner Küche, insbesondere mit Fisch. Zu empfehlen sind etwa die Weingüter Kuća vina Ivan Katunar, Nada, PZ Gospoja, PZ Vrbnik oder Katunar.
In den vielen kleinen Läden der Altstadt gibt es außerdem herrliches Olivenöl, Honige, Marmeladen, Grappa und Trüffel-Produkte zu kaufen. Gepaart mit den Ausblicken auf das tiefblaue Meer, die man von den Gassen aus jederzeit erhaschen kann, weiß man dann auch sehr schnell, dass der nächste Besuch wohl nicht lange auf sich warten lassen wird.
Martina Schmerlaib