Gute 70 Kilometer lang schlängelt sich das Gewässer, dessen Name zumeist nur Slowenieninsidern geläufig ist, von seinem Ursprung im Bachergebirge südwestlich von Marburg bis zur Mündung in die große Fluss-Verwandte bei Ptuj. Die Dravinja durchfließt damit einen beträchtlichen Teil der Štajerska, der slowenischen Steiermark.

Mit ihrem benachbarten rot-weiß-roten Bundesland verbindet sie nicht nur landschaftliche Ähnlichkeit, flacheres Land geht in pittoreske Weinhügel über, sondern auch eine über acht Jahrhunderte lange gemeinsame Geschichte im Herzogtum Steiermark. Für das Entdeckerherz, das angesichts einer noch etwas verhaltenen lokalen Tourismuswerbung höher schlägt, gibt es hier viele Erfolge zu verbuchen.

Wer sich gleich einmal auf eine Zeitreise ins tiefste Mittelalter einlässt, wird etwas abseits des Flusses im idyllischen Tal des Heiligen Johannes mit einem atemberaubend mystischen Fund belohnt. Denn wenn man inmitten der Gemäuer der ehemaligen Kartäuserklosteranlage Žice, vor über 850 Jahren vom steirischen Markgraf Ottokar III. gestiftet, steht, fühlt man förmlich noch das asketische Leben der Mönche, überwältigt von der magischen Energie des Ortes.

In Ottokars Klostersektkeller, wo in Gelassenheit die edlen Tropfen des Goldenen Hügels nahe der hübschen historischen Stadt Slovenske Konjice reifen, darf man genüsslich die klerikalen Verzichtspausen nachempfinden.

Die Kartäuserklosteranlage Žice
Die Kartäuserklosteranlage Žice © Denis Sodrnik

Schon einmal auf sakralen Spuren unterwegs, bietet sich auch gleich das weibliche Gegenüber an: der Komplex des Dominikanerinnenklosters Studenice. Im 13. Jahrhundert errichtet, war das Ordenshaus bis zu dessen Aufhebung 1782 im Zuge der Josephinischen Reformen ausschließlich adeligen Frauen vorbehalten.

Neben spärlichen Ruinen fasziniert dieser idyllische Ort mit der im Innenraum barocken Klosterkirche Dreikönig. Auf der noch erhaltenen „Nonnenempore“ mit Originalgitter durften die edlen Gottesdienerinnen ihre Gesänge – für den Rest der Gemeinde unsichtbar – zum Besten geben. Die noch bespielbare Orgel aus dem Jahre 1773 wurde von Meister Andrej Schwarz aus Graz gebaut.

Glanz und Gloria vergangener Zeiten sind trotz hie und da bröckelnden Mauerwerks mehr als nur zu erahnen, steht man vor einem der bedeutendsten Barockschlösser Sloweniens, dem Schloss Štatenberg. Und gleich holt einen Graz wieder ein!

„Der Erbauer des Stadtpalais Attems, Ignaz Maria I. Graf von Attems, Mitglied einer der reichsten Adelsfamilien des Herzogtums Steiermark während des Barocks, setzte hier Ende des 17. Jahrhunderts (oder: um 1695) für seine Sommerresidenz den Grundstein“, erzählt Polona Vidmar, Professorin für Kunstgeschichte an der Universität Maribor. „Man vermutet mit Johann Joachim Carlone dahinter denselben Grazer Architekten wie jenem des Palais Attems. Das Schloss wurde in der Mitte des 18. Jahrhunderts unter der Leitung des Grazer Architekten Josef Hueber renoviert.“

Radeln entlang der „Forma Viva Makole“
Radeln entlang der „Forma Viva Makole“ © Jaka Jeraša

Steht man im barocken Innenhof des vierflügeligen Gebäudes mit Blick auf die weitläufige Freitreppe, fühlt man ob des morbiden Charmes einen Hauch von Märchen. Restauriertes reiht sich an Nichtrestauriertes, im weitläufigen Inneren findet sich ein Sammelsurium von Neu und Alt. Alles hat etwas Patina angesetzt und strahlt in seiner Gesamtheit eine ganz eigene Aura aus.

„Bemerkenswert sind die Deckenfresken des Festsaales, die neben der antiken Mythologie und den vier Elementen auch die Wissenschaft und Kunst im Schutze des Friedens als Credo des Attems’schen Ländereienbesitzers zum Motiv haben“, freut sich Vidmar über das kunsthistorische Highlight des heute als Museum und begehrte Hochzeitslocation mit Restaurant und Weinkeller geführten Schlosses.

Die Weinregion Haloze erstreckt sich bis zur kroatischen Grenze
Die Weinregion Haloze erstreckt sich bis zur kroatischen Grenze © Jošt Gantar

Den Sprung in die Gegenwart kann man direkt vor dem Schlosstor wagen. Denn hier ist gleich der Ausgangspunkt des mit zehn Kilometern längsten Kunstweges Sloweniens, des „Forma Viva Makole“. Über 160 Skulpturen heimischer Künstler aus Holz, Stein, Glas und Eisen sind zu Fuß, per Auto oder mit der hiesigen „Tschuschubahn“ zu bewundern.

Einblick in die seit Jahrhunderten sehr bedeutende bäuerliche Kultur gewinnt man im liebevoll gestalteten ethnologischen Dorf Križeca vas, das unter anderem mit seinem alten Backofen das ganze Dorf mit Brot versorgt. Rekordverdächtig mutet ein weiteres Kleinod an: das nostalgische Imperium tüchtiger Nadeln. Zu finden in einem mit knapp 400 historischen Nähmaschinen bestückten Privatmuseum.

Um all diesen Entdeckungen noch einen würdigen Abschluss zu verleihen, begibt man sich am besten in eines der Weingüter der pittoresken Haloze-Weinberge und stößt mit einem klassischen „Halozan“ – einer Mischung aus acht Rebsorten – auf das Dravinja-Land an.

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